In seinem
Trattato della pittura (Abhandlung über die Malerei) gibt
Leonardo nicht nur Anleitungen, wie man malen und zeichnen lernt, er stellt
auch philosophische Betrachtungen über die Kunst an und beschäftigt sich mit
dem Empirismus der Wissenschaften. Für Leonardo ist alles "Wissen eitel und
voller Irrtümer, das nicht von der (Sinnes-) Erfahrung, der Mutter aller
Gewissheit, zur Welt gebracht und nicht im wahrgenommenen Versuch" bestätigt
wird.
Das war für seine Zeit
keine selbstverständliche These, die ihn auch leicht auf den Scheiterhaufen
hätte bringen können. Denn damals hatten
es neue Erkenntnisse schwer, sich gegen die Dogmen
der Kirche Roms und ihre unumstößlichen Wahrheiten durchzusetzen -
selbst, wenn man ihr Gegenteil beweisen konnte.
Leonardo stellt in dem Traktat auch die These auf, dass die
Malerei die höchste aller Künste sei, da sie differenziertere künstlerische
Ausdrucksmöglichkeiten habe als alle anderen.
Für Leonardo ist das Malen vor allem die Verwirklichung einer Idee - darin
liegt vielleicht auch der Grund, warum er relativ wenig Bilder gemalt hat.
Wenn er eine Idee umgesetzt hatte, dann hatte er einen Prototypen geschaffen
und wandte sich der nächsten Idee zu.
Der "Trattato" ist auch insofern interessant, weil Leonardo ihn natürlich im
Italienischen seiner Zeit (dem 17. Jahrhundert) geschrieben hat, das vom
modernen Italienisch in vielen Dingen erheblich abweicht.
Hier finden Sie den
Originaltext vom "Trattato" online:
Trattato della pittura