Die 20 Regionen Italiens, so wie sie heute existieren, wurden erst im Jahr
1970 eingerichtet, seitdem haben sie
schrittweise immer mehr Autonomierechte zugesprochen bekommen. Was
allerdings von Anfang an fehlte, war eine gesetzlich organisierte
Koordination unter den Regionen, so dass in vielen Bereichen der Politik und
der Verwaltung ein ständiges Hick-hack zwischen den Regionen einerseits und
den Regionen und dem Staat andererseits die Regel war (und ist). Es fehlt in
Italien auch ein Organ - wie in Deutschland der Bundesrat - in dem die
Regionen auf die nationale Politik Einfluss nehmen könnten und in dem sie
deshalb auch eine nationale Verantwortung übernehmen würden. So sieht der
italienische "Föderalismus" eher wie ein egoistisches Nebeneinader der
Regionen aus.
Obwohl die italienischen Regionen bei weitem nicht die
politischen und administrativen Aufgaben haben wie die deutschen Länder und
(mit Ausnahme der Regionen mit Sonderstatus - siehe unten) auch über weitaus
weniger finanzielle Mittel verfügen können, hat der ziemlich ungeregelte
italienische Föderalismus zu einer enormen Verschuldung der Regionen
geführt.
Der Bereich, in dem die italienischen Regionen die größten Autonomierechte
genießen und der mit Abstand den größten Ausgabenposten darstellt, ist das
Gesundheitswesen.
Die Regionen mit Sonderstatus:
Aus historischen, kulturellen und linguististischen Gründen sind
fünf der zwanzig Regionen "a statuto speciale" (mit
Sonderstatut), d.h. sie haben mehr Autonomierechte als die anderen:
Trentino-Südtirol
Aostatal
Friaul Julisch Venetien
Sizilien
Sardinien
Das Sonderstatut gewährt insbesondere eine größere finanzielle Autonomie: in
Friaul Julisch Venetien behält die Region etwa
60% der in ihrem Gebiet eingetriebenen
Steuern und verwaltet das Steueraufkommen selbst, in Sardinien sind es 70%,
in Trentino-Südtirol und im
Aostatal sind es
90% und in
Sizilien sogar 100%.
Zwei Regionen sind offiziell zweisprachig:
Trentino-Südtirol (italienisch-deutsch) und Aostatal
(italienisch-französisch). In der Region Friaul Julisch Venetien
gibt es starke linguistische Minderheiten (slowenisch, deutsch und
friulanisch, eine dem Rätoromanischen ähnliche Sprache).
Was die wirtschaftliche Kraft der Region und den Lebensstandard der Einwohner betrifft,
gibt es große Unterschiede zwischen Nord und Süd, die trotz aller Bemühungen
in den letzten Jahrzehnten eher größer als geringer geworden sind. Die Regionen im
Norden sind wirtschaftlich deutlich
stärker und wohlhabender als die süditalienischen Regionen (siehe dazu die
zweite Tabelle unten).
Einige geografische und demografische Daten:
Diese Tabelle zeigt, dass die Bevölkerung Italiens sehr ungleichmäßig verteilt
ist: eine besonders hohe Bevölkerungsdichte weisen die Regionen
Lombardei und Venetien auf, die
schmale Küstenregion
Ligurien, sowie
die Region Latium mit der Hauptstadt
Rom und die Region
Kampanien mit dem
Ballungszentrum um
Neapel. In den Alpenregionen des
Nordens (Aostatal und
Südtirol) ist die
Bevölkerungsdichte naturgemäß niedrig, ebenso wie im Inneren der im Süden gelegenen RegionenKalabrien, Basilikata und Sardinien.
Region
Hauptstadt
km2
Einwohner
Einw./km2
Sizilien
Palermo
25.707
4.999.000
197
Piemont
Turin
25.399
4.356.000
172
Sardinien
Cagliari
24.090
1.639.000
68
Lombardei
Mailand
23.859
10.041.000
422
Toskana
Florenz
22.992
3.699.000
155
Emilia-Romagna
Bologna
22.123
4.391.000
177
Apulien
Bari
19.348
4.051.000
210
Venetien
Venedig
18.364
4.905.000
239
Latium
Rom
17.203
5.583.000
301
Kalabrien
Catanzaro
15.080
1.957.000
143
Trentino-Südtirol
Trento
13.618
1.047.000
65
Kampanien
Neapel
13.595
5.764.000
427
Abruzzen
L'Aquila
10.794
1.315.000
117
Basilikata
Potenza
9.992
575.000
62
Marken
Ancona
9.694
1.545.000
148
Umbrien
Perugia
8.456
894.000
97
Friaul-Julisch Venetien
Triest
7.845
1.232.000
153
Ligurien
Genua
5.418
1.583.000
319
Molise
Campobasso
4.438
313.000
76
Valle d'Aosta
Aosta
3.262
128.000
35
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Region
km2
Ein- wohner
Einw. pro km2
Sizilien
25.707
4.994.000
201
Piemont
25.399
4.407.000
172
Sardinien
24.090
1.642.000
69
Lombardei
23.859
9.893.000
374
Toskana
22.992
3.699.000
155
Emilia-Romagna
22.123
4.391.000
177
Apulien
19.348
4.051.000
210
Venetien
18.364
4.905.000
239
Latium
17.203
5.583.000
301
Kalabrien
15.080
1.957.000
143
Trentino-Südtirol
13.618
1.047.000
65
Kampanien
13.595
5.764.000
427
Abruzzen
10.794
1.315.000
117
Basilikata
9.992
575.000
62
Marken
9.694
1.545.000
148
Umbrien
8.456
894.000
97
Friaul-Julisch Venetien
7.845
1.232.000
153
Ligurien
5.418
1.583.000
319
Molise
4.438
313.000
76
Valle d'Aosta
3.262
128.000
35
Die Wirtschaftskraft der italienischen Regionen:
In dieser Tabelle sind die
enormen Unterschiede zwischen Nord- und Süditalien sehr klar ersichtlich,
sowohl was das Bruttozialprodukt pro Einwohner der Region als auch, was die
Arbeitslosenquote betrifft.
Zu den angegebenen Arbeitslosenquoten muss noch etwas Wichtiges hinzugefügt
werden: Während die Arbeitslosigkeit in ganz Italien im Jahresdurchschnitt 2019
10,0% betrug, war die
Jugendarbeitslosigkeit (15-24 Jahre) erheblich höher,
und zwar 25,7%. Besonders in den drei südlichen Regionen
Sizilien, Kalabrien und
Kampanien sind die Prozentzahlen der
Jugendarbeitslosigkeit wirklich dramatisch: etwa 50%
und mehr.
Auch innerhalb einer Region können die Arbeitslosenquoten sehr
unterschiedlich sein. Während z.B. die Durchschnittsquoten für die beiden
Regionen Sardinien und
Basilikata 14,7% bzw.
10,8% betragen, steigen die entsprechenden Zahlen für einige
unterentwickelte Gebiete dieser Regionen bis auf
30%.
Alle angegebene Zahlen in dieser Tabelle sind offizielle Angaben der
italienischen Agentur für Statistik ISTAT, und
beziehen sich auf Ende Dezember 2019.
Was das Bruttosozialprodukt (BSP pro Person) betrifft, geben die angegebenen Zahlen
Vergleichswerte zu ganz Italien (= 100)
wieder.