"Das Gestänge, das die Typen trägt, hat die Schlankheit von Flamingobeinen",
schwärmte einst Siegfried Kracauer. Im Vergleich zur 3.000 Jahre alten
Schriftkultur mutet die Ära der Schreibmaschine kurz an: gerade mal 120
Jahre.
Der Partschinser Tischlermeistersohn Peter Mitterhofer (1822 bis 1893) gab
sich mit der einfachen Ausübung des Berufs seines Vaters nicht zufrieden; er
baute unter anderem Musikinstrumente, eine hölzerne Waschmaschine und
zwischen 1864 und 1869 vermutlich sechs Schreibmaschinenmodelle. Zwei dieser
Maschinen präsentierte Mitterhofer dem österreichischen Kaiser Franz Joseph
I., doch bei Hofe zeigte man sich nicht interessiert. Dabei hätte es nur
geringfügiger Änderungen bedurft, und die technisch ausgetüftelten Apparate
wären möglicherweise vor dem amerikanischen Remington-Modell seiner Erfinder
Sholes, Glidden und Soule serienmäßig produziert worden. Hätte der
Partschinser Sonderling nicht auf den Regenten, sondern auf einen
risikobereiten Unternehmer gesetzt, wäre er vielleicht reich und berühmt
geworden. So erhielt er lediglich 350 Gulden Abschlagszahlung und blieb ein
verkanntes Genie.
Seit 1997 erinnert im Partschinser Teisenhaus ein Museum an Peter
Mitterhofer; mit mehr als
1.400 Exponaten beherbergt es die weltweit
umfangreichste Sammlung an Schreibmaschinen. Hier finden sich neben
Musiknotenschreibmaschinen und Blindenschreib-maschinen auch Exponate wie
die berühmte »Malling-Hansen«, welche 1867 als erste fabrikmäßig produzierte
Schreibkugel auf den Markt kam; auf ihr hat
Friedrich Nietzsche geschrieben.
Doch auch das Modell »Oliver«, auf dem
Franz Kafka seine Romane getippt hat,
ist ausgestellt, nicht zu vergessen die legendäre »
Enigma«, die wohl
bekannteste Chiffriermaschine aller Zeiten, die von der deutschen Wehrmacht
im Zweiten Weltkrieg benutzt wurde.
Text und Foto sind dem Buch
"111 Orte in Südtirol,
die man gesehen haben muss" entnommen
und wurden hier mit freundlicher Erlaubnis
des
Emons-Verlags veröffentlicht.