Torschützen für Italien: Raimondo Orsi, Angelo Schiavio
Torschütze für die Tschechoslowakei:
Antonin Puc
Resultat Deutschlands: 3. Platz
Bei der zweiten Fußballweltmeisterschaft überhaupt (nach der von 1930 in
Uruguay) hatte Italien
Heimvorteil. Uruguay nahm als Revanche
für das geringe europäische Interesse an der WM 1930 nicht teil und auch
England boykottierte die WM, da sie erneut nicht im Mutterland des Fußballs
ausgetragen wurde.
Selbst die italienischen Sporthistoriker sind heute der Ansicht, dass diese WM
eindeutig zugunsten Italiens manipuliert wurde. Schon die Tatsachen, dass
der italienische Fußballverband die Auswahl der Schiedsrichter treffen
konnte oder dass der italienische Ministerpräsident Benito Mussolini einen
Tag vor einem Spiel der Italiener den Schiedsrichter dieses Spiels als
Ehrengast zu sich einladen konnte, wären nach heutigen Kriterien absolut
unmöglich. In der Tat, eine Fülle von Indizien sprechen dafür, dass die
italienische Mannschaft in den drei Spielen vom Viertelfinale bis zum Finale nur durch eindeutig falsche
Schiedsrichterentscheidungen gewinnen konnte. Nicht gegebene Elfmeter und
annullierte Tore der anderen Mannschaften, nicht erfolgte Platzverweise für das häufig
übermäßig harte Spiel der Italiener waren in diesen Spielen, die von vielen
auch damals als "Skandalspiele" bezeichnet wurden, die Regel.
Vor dem Endspiel 1934: die beiden Spielführer Giampiero Combi (Italien,
links) und František Plánička (Tschechoslowakei, rechts). In der Mitte: der schwedische Schiedsrichter Ivan Eklind,
dem nach der WM vorgeworfen wurde,
von Italien bestochen worden zu sein.
Foto:
Autor unbekannt
Eine andere Anomalie dieser WM war, dass drei Mannschaften (Argentinien, Irland und besonders
Italien) nach den damals geltenden FIFA-Regeln eigentlich hätten disqualifiziert werden müssen
oder zumindest hätten einige ihrer Resultate annulliert werden müssen, weil in
diesen Mannschaften ausländische Spieler eingesetzt wurden, die nicht
spielberechtigt waren. Aber keiner dieser Regelverstöße wurde geahndet.
Allen Anschein nach sollte das Gastgeberland, das damals faschistiche
Italien, um jeden Preis den Titel gewinnen, den Mussolini dann auch
propagandistisch reichlich auschlachtete. Ein Titel, der zählt, auf den Italien
heute aber nicht sehr stolz sein sollte.
Fußballweltmeistwerschaft 1938:
Austragungsland: Frankreich
Teilnehmende Nationen: 15
Endspiel: Italien - Ungarn 4:2
Torschützen für Italien: Gino Colaussi (2x),
Silvio
Piola (2x)
Torschützen für Ungarn:Pál Titkos,
György Sárosi
Resultat Deutschlands: bereits im
Achtelfinale ausgeschieden
Diesmal war der Titelgewinn Italiens auch sportlich verdient, begünstigt
allerdings durch die Nicht-Teilnahme vieler Favoriten: Argentinien und
Uruguay blieben zu Hause, weil das Turnier schon zum zweiten Mal in Europa
ausgetragen wurde, England zog seine Teilnahme zurück, weil die WM wieder
nicht in England stattfand, die USA verzichteten, weil sie ihre Spieler
nicht an Sonntagen aufs Feld lassen wollten. In Spanien herrschte
Bürgerkrieg und so waren auch die Spanier nicht dabei. Die Mannschaften Deutschlands und
Österreichs (3. und 4. Platz im Jahr 1934) wurden nach dem "Anschluss"
Österreichs auch sportlich zwangsvereint, was sich als Katastrophe erweisen
sollte: die Spieler der beiden Nationen mochten sich nicht und standen auch
für ganz verschiedene Spielstile, die sich nicht vereinbaren ließen.
Resultat: schon im ersten Spiel schied die als Favorit gesetzte
"großdeutsche" Mannschaft gegen die Schweiz aus - Hitler war wütend,
Mussolini freute sich.
1938 trat Italien teilweise in schwarzen Trikots an - der
Farbe der "Schwarzhemden",
der Schlägertrupps Mussolinis (vergleichbar mit der deutschen SA).
Foto: www.20min.ch
Im Jahr 1938 lag der Zweite Weltkrieg bereits bedrohlich in Luft und die
Spiele in Frankreich waren davon klar überschattet. Italien hatte sich bei
seinen Spielen eine kräftige Unterstützung durch die zahlreichen in
Frankreich lebenden Italiener erwartet; als sich die italienischen
Spieler jedoch in (typisch faschistischen) schwarzen Hemden und mit
faschistischem Gruß präsentierten (siehe Foto oben), ernteten sie bei ihren
meist antifaschistisch eingestellten Exil-Landsleuten nur wütende Pfeiffkonzerte.
Auch die deutsche Mannschaft stellte sich bei ihrem einzigen Spiel mit
Hakenkreuz-geschmücktem Trikot und Hitlergruß vor, was beim französischen
Publikum nicht gerade gut ankam. Der Sport hatte es in jenem Jahr schwer,
sich gegen die Politik zu behaupten.
Fußballweltmeistwerschaft 1982:
Austragungsland: Spanien
Teilnehmende Nationen: 24
Endspiel: Italien - Deutschland 3:1
Torschützen für Italien: Paolo Rossi, Marco Tardelli, Alessandro Altobelli
Torschütze für Deutschland: Paul
Breitner
Resultat Deutschlands: 2. Platz
Um ein Haar wäre Italien, der spätere Gewinner des Turniers, schon nach den
drei Spielen der Vorrundengruppe ausgeschieden: bei drei Unentschieden in
drei Spielen hatte Italien die gleiche Punktzahl und die gleiche
Tordifferenz wie Kamerun. Nur die Tatsache, dass Kamerun nach diesen Spielen
das Torkonto 1:1, Italien dagegen 2:2 hatte, ließ Italien weiterkommen und
Kamerun ausscheiden.
Die italienische Mannschaft vor ihrem Spiel (in der Gruppe
C) gegen Argentinien,
stehend (von links nach rechts): Zoff, Antognoni, Scirea, Graziani,
Collovati und Gentile;
in der Hocke: Rossi, Conti, Cabrini, Oriali und Tardelli.
Foto: El Gráfico
Nach dieser Zitterphase ließ die Italienische Mannschaft aber ihre Klasse
erkennen: mit Argentinien, Brasilien, Polen und (im Finale) Deutschland
schlugen sie vier der stärksten Mitfavoriten und brachten den Titel absolut
verdient nach Hause.
Fußballweltmeistwerschaft 2006:
Austragungsland:Deutschland
Teilnehmende Nationen: 32
Endspiel:Italien - Frankreich 5:3 (nach
Elfmeterschießen)
Torschützen für Italien: Marco Materazzi (2x),
Andrea
Pirlo, Daniele de Rossi, Alessandro del Piero, Fabio Grosso
Ausgerechnet in Deutschland, dem Heimatland eines der stärksten und
gefürchtesten Gegners Italiens, den vierten Weltmeistertitel einzufahren,
war von Anfang an der Traum der "Squadra Azzurra", wie die
italienische Nationalmannschaft in ihrem Land genannt wird. So wurde das
Halbfinalspiel gegen Deutschland von allen schon als ein kleines Finale
angesehen und der 2:0-Sieg über Deutschland wird heute in Italien fast höher
eingeschätzt als das Zitterfinale gegen Frankreich, das erst im
Elfmeterschießen gewonnen werden konnte.
Ausverkauft bis auf den letzten Platz: das
Westfalenstadion in Dortmund (Signal Iduna Park)
während des Halbfinalspiels Deutschland-Italien
Foto: Urby2004