Wenn an drückend heißen Tagen die Strände und Sommerbäder
am Comer See aus allen Nähten platzen, ist der spektakuläre Wasserfall »Orrido di
Bellano«, im verträumten Städtchen Bellano, eine erfrischende Alternative.
Ausgangspunkt der Wanderung ist die romanische Pfarrkirche Santi Nazaro e
Celso im Ort, neben dem Glockenturm führen Stufen zum »Orrido di Bellano«.
Aufatmen beim Einstieg in die Klamm: Gerade perlten noch Schweißtropfen auf
der Stirn, Sekunden später legt man die Hand auf kalten Fels, lauscht dem
Donnern des Wassers. Eine schmale hölzerne Steiganlage windet sich in halber
Höhe der bis zu 20 Meter aufragenden Felswände durch die Schlucht. Wasser
stürzt mit Getöse über Felsabhänge in Richtung See, unten an der Sohle der
Klamm tost der Wildbach Pioverna, der sie mit immenser Kraft herausgefräst
hat. Jahrtausendelang fraß er sich beharrlich durch massiven Fels, heute
erzeugt er mit seinem feinen Sprühnebel das charakteristische kühle
Kleinklima, in dem prächtige Farne gedeihen.
Einst fanden Bellanos Einheimische die Schlucht nicht erfrischend, sondern
nur unheimlich. Um das verwitterte »Cá del diavol«, Haus des Teufels, am
Eingang zur Klamm ranken sich gruselige Legenden: Der Teufel selbst hause
hier, Graffitis im Inneren zeugten von schwarzer Magie, satanische Rituale
seien hier zelebriert worden.
Die Wanderung zur Aussichtsplattform mit
Picknickbänken dauert etwa 20 Minuten und ist auch für Kinder geeignet. Man
erhält auf abenteuerliche Weise Eindruck von Wucht und Gewalt des Wassers,
das einst Maschinen von Schmieden und Baumwollspinnereien angetrieben hat.
Bis in die 1980er Jahre war hier eine Metallgießerei in Betrieb, das große
Gebäude steht noch. Wer Lust hat, folgt den Treppen neben der Pfarrkirche
zum wunderbar gelegenen Friedhof über Bellanos Dächern und schließt die
Wanderung mit einem traumhaften Seeblick ab.
Text und Foto
sind dem Buch
"111 Orte am Comer
See, die man gesehen haben muss" entnommen
und wurden hier mit freundlicher Erlaubnis
des
Emons-Verlags veröffentlicht.