So lecker wie es aussieht, schmeckt es auch.
Text und Fotos auf dieser Seite: Ursula Wiegand
Schokolade, Pralinen,
Kiwis, Garnelen und Schwertfische...
Gekonnt balanciert die Kellnerin sechs Gläser mit dunkler Flüssigkeit aus
dem Café „Bicerin“ zu den Gästen nach draußen. Etwas Besonderes serviert
sie, benannt nach diesem 1763 gegründeten Café an der Piazza Consolata.
Schon Friedrich Nietzsche und Alexandre Dumas haben sich dort genüsslich
getröstet.
Bicerin, eine Turiner Spezialität, ist Kaffee mit Milchcreme und Schokolade,
unglaublich lecker „im Abgang“ und seine 5 Euro wert. Dagegen kostet ein
„normaler“ Espresso, am Tresen im Stehen getrunken, zumeist nur 1 Euro.
Die Damen zieht es jedoch ebenso zu Signore Ettore ins „Baratti & Milano“
(von 1858), zaubert der doch ein Milchschaum-Herzchen auf den Cappuccino.
Dazu passt ein kleines Törtchen, das Platz für weitere Verführungen lässt.
Vielleicht für einige Gianduiotti, die typischen Turiner Mini-Pralinen.
So schön serviert man den Cappuccino bei Signor Ettore
In Turin hat die Schokoladenherstellung Tradition. Damit sich die Gäste davon
überzeugen können, bietet die Stadt für 12 Euro einen „ChocoPass“ für 10
Kostproben in 2 Tagen. Neue Varianten entwickelt vor allem Guido Gobino. Für
seine vorzüglichen Nougat-Pralinen verwendet er nur die süßen Haselnüsse aus
der Region Langhe südlich von Turin. Seine Kreation „Cremino al sale“,
angereichert mit Olivenöl extra virgine und einer Spur Salz, hat 2008 sogar
eine Goldmedaille gewonnen. Erst ganz zuletzt neckt das Salz die Zunge.
Nach soviel Näschereien mal eine Obstmahlzeit einlegen? Auch das gerät zum
puren Vergnügen. In Turins historischer Markthalle türmen sich Trauben,
Feigen, Äpfel, Birnen, Kiwis und exotische Früchte, alles nur halb so teuer
wie in Deutschland. Selbst die Aufschläge für Bio-Produkte sind moderat.
Turin, die Hauptstadt des Piemont, verwöhnt auch mit günstigen Preisen.
Der Gang zu den Fischständen wird dann zum Aha-Erlebnis, nicht nur wegen der blanken roten Garnelen, der Kraken und der gefährlichen Schwertfische. Der Gag ist vielmehr, wie die Verkäufer die eingewickelte Ware treffsicher zur Kasse werfen. Genussmuffel – das geht in Turin also gar nicht.
Auf dem Fischmarkt von Turin
Unterkünfte in Turin, Flüge und Mietwagen:
Trüffel und Trauben: Qualität statt Quantität
Giovanni Barile riecht am Trüffel
Qualität statt Quantität - dieser Gedanke steht in der Region Langhe südlich
von Turin hoch im Kurs, zumal während der herbstlichen Trüffelernte. „Bis in
den November wird in Alba und Umgebung vornehmlich Deutsch gesprochen,“
lacht Stadtführerin Emanuela Moroni. Dann reisen Gourmets aus Deutschland,
Österreich und der Schweiz an, um die weißen Trüffel zu genießen. Die unscheinbar wirkenden
Knollen, deren Duft Giovanni Barile im Feinkostladen „Tartuffi Morra“
kritisch prüft, sind ein kleines Vermögen wert. 10 g kosten 25 Euro.
Langhe wurde in den letzten 20 Jahren ohnehin zur Genussregion. Hier hat
Carlo Petrini - als Antwort auf US Fast Food - 1986 die Slow-Food-Bewegung
gegründet. Sein Motto: „gut, sauber und fair“ unter Verwendung regionaler
Produkte. Doch nur bei Sterneköchen, wie Pier Bussetti im Schloss von
Govone, müssen die Gäste tiefer in die Tasche greifen. Sonst nicht! Für ein
Glas funkelnden Barolo, der an den sanften Hügeln rund ums gleichnamige Dorf
wächst, bleibt garantiert noch Geld übrig.
Text und Fotos: Ursula Wiegand
Die Nebbiolotrauben, aus denen der Barolo gekeltert wird.