Egal, um welche Eissorte es sich handelt - den Unterschied zwischen industriell
hergestelltem Eis und dem handwerklichen Erzeugnis bemerkt jeder
aufmerksame Genießer. Von den deutlich erkennbaren Farbstoffen einmal
abgesehen, sprechen viele Gründe für handwerklich hergestelltes Eis.
Im Gegensatz zur industriellen Produktion wird bei der handwerklichen
Herstellung grundsätzlich auf Konservierungsstoffe verzichtet. Dies hat
den Vorteil, dass Sie beim „Gelatiere artigianale“ nur frisches Eis
bekommen.
Grundzutaten für die geläufigsten Sorten sind Kremeis, Rahmeis und Milcheis
sind Milch und Zucker - also leicht verderbliche Lebensmittel. Wenn in
der Gelateria also zum Beispiel Vanilleeis angeboten wird, so kommt es
in der Regel aus der Tagesproduktion.
Je nach Geschmacksrichtung sind die Erkennungsmerkmale von gutem Eis sehr
unterschiedlich. Dennoch gibt es einige Punkte zur Grundorientierung:
Das Eis darf nicht am Gaumen brennen. Dies passiert, wenn die
Temperaturen zu tief sind und der Kontakt mit dem Eis regelrechte
Schmerzen im Mund bereitet.
Der Geschmack von Kremeeis muss sich zartschmelzend im Mund
verbreiten. Kremeeis sollte in seiner Konsistenz zwar fest sein, aber
auf der Zunge schmelzen und den Eindruck erwecken, dass es gar nicht
kalt ist.
Auf dem Eis in der Theke sollte keine Schicht Wassereis oder Glanz vom
Schmelzen zu sehen sein. Die richtige Temperatur ist entscheidend. Ist
es zu warm, so bildet sich bald der Glanz auf den Eiswannen. Ist die
Luft zu feucht, so kondensiert sie an der Oberfläche des Eises. Das kann
an besonders feuchten Tagen schon mal vorkommen, wäre aber sonst ein
Zeichen für Ware, die nicht mehr ganz frisch ist.
Sind die Eiswannen sauber? Wer Eis mit Liebe herstellt, achtet auch
beim Verkauf auf sein Produkt und arbeitet mit sauberem Gerät. Wenn
Spuren einer Geschmackssorte auch in anderen Wannen erkennbar sind,
würde ich skeptisch werden!
Wie das Eis entsteht - am Beispiel der Gelateria Da Serra:
Um das oben erwähnte Vanilleeis herzustellen, werden in der Gelateria Da Serra
etwa 24 Vanilleschoten für 36 Liter Eis von Hand zerkleinert und zusammen mit
den Grundzutaten sowie fast einem Kilo Eigelb verrührt. Schon dieser Rührprozess
braucht seine Zeit, da sich der Zucker nur schwer mit der Milch verbindet.
Anschließend wird die Masse in einer Maschine nach einem
bestimmten Verfahren gekocht (der Fachausdruck lautet “zur Rose
gezogen“). Dabei wird die Grundmasse erst auf 50 Grad erwärmt, dann
kommen die Zutaten wie Vanille sowie ein paar Zitronen- und
Orangenschalen hinzu. Jetzt wird die Temperatur auf 85 Grad erhöht und
etwa 5 Minuten gehalten. Danach wird alles sofort wieder abgekühlt. In
dieser Bearbeitungsphase durchzieht das Vanillearoma die gesamte Masse,
der sahnige Geschmack von Vanille ist nun intensiv schmeckbar.
Ob das Eis in seiner Konsistenz auch gelingt, ist hier bereits
entschieden: nur ein Hauch zu viel oder zu wenig von der einen oder
anderen Zutat hat fatale Folgen auf das Endprodukt - das erleben sogar
die erfahrenen Gelatieri, wenn sie neue Rezepte ausprobieren.
Die eigentliche Eisherstellung erfolgt in einer Eismaschine. Früher
arbeiteten die Gelatieri mit einer auf Eis gebetteten Marmorplatte, auf
der sie die Masse ausbreiteten und mit einem Spachtel umschichteten.
Heute findet diese Arbeit in einer Trommel statt. Diese wird von der
Maschine gezielt auf die richtige Kälte temperiert während in der
Trommel rotierende Spachtel die gefrorene Masse von den Wänden schaben
und immer wieder durchrühren.
Dieser Rührprozess ist eine antike Erfindung - geht allerdings auf das
Konto eines Franzosen, der feststellte, dass das ständige Rühren beim
Einfrieren der Masse das Erzeugnis noch wohlschmeckender und kremiger
macht.
Sobald das Eis die richtige Konsistenz erreicht hat, wird es aus der
Trommel direkt in die Eiswanne gelassen und mit einem Spachtel in Form
gebracht. Bei manchen Geschmackssorten werden jetzt noch zusätzliche
Dekorationen hinzugefügt - so wird zum Beispiel das Amarena-Eis mit
frischen Früchten und deren Saft marmoriert (der Gelatiere spricht dann
von einem „Gelato variegato“).
Im Anschluss kommt die Eiswanne schleunigst in die Eistheke oder in die
Truhe, denn wenn das Eis nicht unverzüglich wieder in die richtige
Temperaturumgebung gebracht wird, dann sind Qualitätseinbußen
unvermeidlich.
Wie empfindlich ist Eis? Das wissen alle, die eine Eispackung angebrochen
und dann wieder ins Tiefkühlfach gelegt haben: Wasser kristallisiert an
der Oberfläche, die Struktur verändert sich und das Ganze wirkt eher
unappetitlich. Tatsächlich ist Eis eigentlich zum sofortigen Verzehr
bestimmt und kann nur mit viel Energieaufwand gekühlt haltbar gemacht
werden. Beim Frischeis ist die Eisvitrine der beste Aufbewahrungsort,
und im Idealfall ist der Weg von der Eismaschine zur Vitrine eine
Einbahnstraße, da der Inhalt im Laufe des Tages verkauft wird.
Dennoch produzieren viele Eisdielen auch auf Vorrat. Im Tiefkühlschrank
bleibt das Eis ab -25 Grad haltbar. Aber es kommt nie direkt von der
Tiefkühlung zum Verkauf, da das Eis hier zu fest wird und eine
Akklimatisierung von ein paar Stunden benötigt.
Auch dies ist ein guter Indikator für Qualitätseis, denn die
industrielle Produktion ist meistens auf diese tieferen Temperaturen
eingestellt. Dass das Eis dann dennoch weich und portionierbar bleibt,
erreicht man in der Industrieherstellung mit einem hohen Lufteinschlag -
je höher der Luftanteil im Eis, desto weicher bleibt die Masse trotz
tiefster Temperaturen.
Die industriellen Hersteller werfen den handwerklichen Eishersteller
ihrerseits vor, die Grenzwerte bei der im Eis vorhandenen
Keimzahl zu überschreiten. Hier können wir Entwarnung geben: Hygiene
spielt in der Handwerkskunst der Gelatieri eine große Rolle - unter
anderem werden deshalb bei der Herstellung keine Zuschauer zugelassen.
Und hier entsteht Blaubeereis:
Für sein Blaubeereis verwendet Daniele ein Kilo frische Früchte und ein Kilo
Zucker,
fügt noch den Saft einer Zitrone hinzu und füllt die Masse mit Wasser auf 5 Liter auf.
Anschließend wird die Masse kräftig gerührt, damit sich die Bestandteile gut verbinden.
Das Kochen ist bei Wassereis nicht nötig, also kommt die Masse gleich in die
Eismaschine,
wo sie von Spachteln in Bewegung gehalten und gleichmäßig gekühlt wird.
Sobald die Eismasse die richtige Konsistenz erreicht hat, lässt Daniele sie aus der Maschine direkt in die Eiswanne -
pronto!