Stolz und von den Massen umjubelt, die ihnen blind gehorchen - wie auf dem
Foto oben - so sahen sich Hitler und Mussolini gerne.
Der Faschist Mussolini und der Nationalsozialist Hitler hätten gerne die
Welt unter sich aufgeteilt. Am Anfang segelte Hitler im Windschatten
Mussolinis, er bewunderte ihn und versuchte, ihn nachzuahmen. Am Ende war es
Mussolini, der zu Hitler aufblickte und von dessen Erfolgen zu profitieren
versuchte. Beide verband eine Partnerschaft, die auf persönlicher Ebene
konfliktgeladen und dramatisch verlief und auch so endete. Unendliches Leid
für das deutsche, das italienische und für viele andere Völker der ganzen
Welt waren die Konsequenzen aus dieser unheiligen politischen Allianz.
Als Mussolini
1922 mit seinem
Marsch auf Rom die Macht in Italien übernahm, steckte die Bewegung Hitlers in Deutschland
noch in den Kinderschuhen. Hitler bewunderte Mussolini,
ein Jahr später wollte er mit einem Putsch in München
und einem anschließenden "Marsch auf Berlin"
Mussolini nacheifern. Der Putsch scheiterte und dies trug
dazu bei, dass Mussolini Hitler anfänglich in einer
etwas arrogant herablassenden Weise betrachtete.
In den 1920er Jahren stand Mussolini Hitler also noch relativ skeptisch
gegenüber und auch dessen Rassentheorie teilte er anfangs noch nicht. In
jenen Jahren, besonders ab 1925, errichteten die Faschisten mit Mussolini an
der Spitze in Italien eine totalitäre Diktatur, regimekritische Zeitungen
wurden verboten und die Gegner der Faschisten mit polizeistaatlichen
Repressionsmaßnahmen verfolgt.
Zwei Briefmarken aus den 1940er Jahren. Beide haben die Aufschrift:
"Zwei Völker und ein Kampf"
(italienisch: "Due popoli, una guerra")
Als Hitler dann
1933 an die Macht kam, musste Mussolini schnell erkennen,
dass er sich in Hitler gründlich getäuscht hatte: die Schnelligkeit und die
Brutalität, mit der Hitler seine Diktatur in Deutschland etablierte, flößten
ihm Respekt ein. Auch was den Antisemitismus betraf, lenkte Mussolini ab 1938
immer stärker auf den Kurs ein, den Hitler in Deutschland verfolgte.
Jetzt wurde von den Faschisten Italiens die Existenz
einer reinen italienischen Rasse proklamiert, von der die Juden als
"rassefremd" ausgeschlossen waren. Die Verheiratung „arischer“ Italiener mit
Angehörigen „anderer Rassen“ wurde verboten. Die Juden wurden aus dem
Militär, dem Bildungswesen, der Verwaltung, aus großen Teilen des
Wirtschaftslebens und aus der faschistischen Partei ausgeschlossen. Obwohl
die Rassenvernichtung, im Gegensatz zum Nationalsozialismus in Deutschland,
nicht zu den expliziten Zielen des italienischen Antisemitismus gehörte, wurden in der
faschistischen Restrepublik ab November 1943 die Juden
verhaftet und in italienischen Konzentrationslagern interniert, was dann
meist im
Holocaust endete.
Hitler
arbeitete von Anfang an zielstrebig auf einen Krieg hin, Mussolini fühlte sich
dadurch immer mehr in Zugzwang, er musste beweisen, dass er kein "Feigling" war. So entstand
die "Achse Rom-Berlin" und Mussolini wiederholte unaufhörlich, dass das
faschistische Italien, wenn es einen Freund hat, gemeinsam mit ihm bis zur
letzten Konsequenz marschiert.
Trotz aller großen Worte schreckte Mussolini anfangs noch vor dieser letzten
Konsequenz zurück, allerdings nicht aus Friedensliebe: das Problem war, dass Italien in keiner Weise auf einen Krieg vorbereitet
war,
weder materiell noch psychologisch. Durch eine wahnwitzige Aufrüstung und
durch ständiges Einhämmern faschistischer Propaganda glaubte Mussolini im
Jahr
1940, ein Jahr nachdem Hitler den
zweiten Weltkrieg vom Zaun gebrochen hatte, es Hitler gleichtun zu können
und begann eine Art "Parallelkrieg" auf anderen Kriegsschauplätzen. Aber im
zweiten Weltkrieg sollte sich endgültig zeigen, wer die erste Geige in der
Achse Rom-Berlin spielte. Ohne das massive Eingreifen deutscher
Streitkäfte, wären diese Parallelkriege - vor allem auf dem Balkan -
kläglich gescheitert, was Mussolini in immer stärkere Abhängigkeit von
Hitler geraten ließ.
Als Enttäuschung, Verzweiflung und Erschöpfung in Italien 1943 schließlich
zum Sturz Mussolinis und zum Waffenstillstand mit den Alliierten führten,
reagierte Hitler in der für ihn typischen Art: Wer nicht mein Freund ist,
ist mein Feind! Obwohl ihn mit der Person Mussolini bis zum Ende noch eine
gewisse freundschaftliche Beziehung verband, entlud sich jetzt seine ganze
Wut über den "italienischen Verrat": Wenn nicht Liebe, dann eben Hass.
Hunderttausende von italienischen Soldaten wurden gefangen genommen und nach
Deutschland in KZs oder zur Zwangsarbeit geschickt. Auch die
Repubblica
Sociale Italiana, das restliche Norditalien, das unter dem Oberbefehl
Mussolinis Hitler bis zum Schluss die Treue hielt, behandelte dieser mit der
Arroganz des Besatzers.
Kampf bis zum Ende, das war Hitlers Losung. In den letzten Wochen des
Krieges, als die Alliierten bereits auf deutschem Boden standen, befahl
Hitler die Taktik der "verbrannten Erde" und
erklärte im Kreis der engsten Vertrauten:
"Wenn der Krieg verloren geht, wird auch das Volk verloren sein. Es ist nicht
notwendig, auf die Grundlagen, die das deutsche Volk zu seinem primitivsten Weiterleben braucht,
Rücksicht zu nehmen. Im Gegenteil, es ist besser, selbst
diese Dinge zu zerstören. Denn das deutsche Volk hat
sich als das schwächere erwiesen (...). Was nach diesem
Kampf übrig bleibt, sind ohnehin nur die Minderwertigen,
denn die Guten sind gefallen".
Ganz ähnliche Überlegungen gingen auch Mussolini in den letzten Kriegswochen
durch den Kopf.
Zuerst die Italiener und dann auch die Deutschen hatten für Hitler und Mussolini bewiesen, dass sie nicht würdig waren, den Krieg zu gewinnen. Die Zerstörung der italienischen und vor allem der deutschen
Städte war nicht nur das Werk der alliierten Bomber gewesen, es war vor allem das Werk Hitlers
und Mussolinis.