Der "Giro d'Italia" ist eines der wichtigsten Rennen des internationalen Radsports.
Foto:
Michiel Jelijs
Italien - Radsportnation!
Jedem Radsportfan sind sie ein Begriff: Fausto Coppi, Gino Bartali, Felice Gimondi,
Marco Pantani und Ivan Basso gehören unbestritten zu den Assen des
internationalen Radsports. Der "Giro d'Italia" kommt im Ansehen gleich nach der
"Tour de France" und einmal das Eintagesrennen von Mailand nach San Remo zu gewinnen,
gehört zum Traum eines jeden Radprofis.
Aber der Radsport ist in Italien auch ein Massensport:
Wer sich in Italien früh am Sonntag Morgen auf die dann fast autofreien Stadt-
und Landstraßen begibt, wird sich über die große Zahl von Radsportlern jeden
Alters wundern - kein Zweifel, der Radsport ist in Italien wirklich populär.
Italien - Radfahrernation?
Das bedeutet aber nicht, dass Italien eine Radfahrernation ist. Wenn man an das in
Italien zum täglichen Brot gehörende Verkehrchaos denkt, wenn man sieht, wie
verloren sich darin gelegentlich einsame Radfahrer ausmachen, dann möchte man fast
sagen: im Gegenteil.
Italien ist eine ausgesprochene Autofahrernation, das Auto dominiert in den
italienischen Städten noch sehr viel mehr als in Deutschland. Das Fahrrad wird
zwar als Sportgerät hoch geschätzt, als normales Fortbewegungsmittel führt es
dagegen ein trauriges Mauerblümchendasein.
Das ist der tägliche Normalzustand in den meisten
italienischen Großstädten (hier: Rom)
Foto: www.econote.it
Italien ist, nach den USA, das Land mit der größten Autodichte der Welt: in den USA kommen
auf 1.000 Einwohner 800 Autos, in Italien sind es670, mehr als in
jedem anderen Land Europas. Die Autos werden in Italien auch mehr benutzt als in
anderen Ländern: in Italien fährt jedes Auto im Durchschnitt
12.282 km
pro Jahr, in Deutschland sind es 10.349. Und während in den meisten
Ländern Europas für die nächsten Jahre ein Rückgang der Autobenutzung
vorhergesehen wird, geht es in Italien weiterhin munter nach oben. Öffentliche
Verkehrmittel und Fahrräder sind im Straßenverkehr Italiens rare Ausnahmen.
Die Radwege in Italien:
Auch was das Radwegenetz in Italien betrifft, gibt es nicht viel Gutes zu berichten. Italien
hat mit 58 Millionen Einwohnern ganze 7.500 km Radwege, England hat mit
der gleichen Einwohnerzahl 17.000 km Radwege und Deutschland wird von den
italienischen Radfahrern als eine Art Paradies angesehen:
35.000 km
Radwege. Wer sich schon einmal mit dem Rad in die italienischen Städte getraut
hat, wird außerdem wissen, dass ein guter Teil der wenigen innerstädtischen Radwege auch noch von
Autos zugeparkt ist.
Ferrara: die Ausnahme unter den italienischen Städten.
Hier fühlt man sich wie in Münster oder in Amsterdam
Fotos:
www.moamagazine.com /
www.cicloamici.it
Die italienischen Städte mit den meisten Radwegen sind auch die, die ihre
sonstige Stadtplanung in den letzten Jahrzehnten am intelligentesten angepackt
haben: Ferrara ist mit Abstand die
fahrradfreundlichste Stadt Italiens, sie nennt sich auch "Ferrara -
Città delle biciclette" (Ferrara - Stadt der Fahrräder). 89,5 % der Einwohner
Ferraras benutzen das Fahrrad als Fortbewegungsmittel und seine Bürger
besitzen pro Kopf durchschnittlich 2,8 Fahrräder. Hier fühlt man sich wie in
Münster oder in Amsterdam. AuchRavenna,
Modena, Mantua und
Reggio Emilia sind positive Ausnahmen: sie haben 25-35 m Radwege pro 100 Einwohner. Die großen Städte
wie Mailand und Rom sind dagegen ausgesprochen fahrradfeindlich: nur 1,5-2 m Radwege pro 100 Einwohner.
Tipps für den Radtouristen in Italien:
Mountainbiker kommen in den Alpenregionen Italiens
voll auf ihre Kosten.
(hier: im Aostatal)
Foto:
Le ded
Italien bietet allerdings trotz seines chronischen Mangels an
Radwegen schöne und nicht allzu schwere Radtouren, die sich lohnen. Mountainbikern empfehle ich
vor allem die Provinzen Südtirolund
Trentino, sowie die Region
Aostatal, die viele
schöne und abenteuerliche Touren bieten.
Den Radtouristen, die weniger anstrengende Routen bevorzugen, empfehle ich die Poebene und vor allem
das Podelta (siehe dazu die Seite: Das Podelta). Die schönsten historischen Altstädte befinden sich in Mittelitalien, in
Emilia-Romagna,
Toskana und in Umbrien. Sie sind in der Regel auch fahrradfreundlicher als die
Großstädte. Vor allem in Nord- und Mittelitalien tut sich in den letzten
Jahren etwas: einige italienische Fremdenverkehrsämter und Stadtverwaltungen
haben entdeckt, dass die Förderung des Radtourismus neue Gäste bringen kann.
Der Radwanderer ist in Italien auf jeden Fall, mehr noch als in anderen Ländern,
auf gute Radatlanten und Tourenbeschreibungen angewiesen und auf den Mut, neue und nicht gekennzeichnete
Touren auszuprobieren. Einige Bücher und Internetseiten (siehe unten) können
dabei helfen.
Der gegenwärtig längste Radwanderweg ("Destra Po", 123 km lang)
führt rechts am Fluss Po entlang.
Foto:
Freed73
Ein ehrgeiziges Projekt der italienischen Fahrradfreunde ist der "Corridoio Verde Adriatico":
1.000 km von Ravenna, die ganze Adriaküste entlang, bis zur Südspitze des Stiefelabsatzes
in Apulien. Leider existieren davon bislang erst einzelne Abschnitte. Hier der
Radweg in Alba Adriatica (Region Abruzzen).
Foto:
Lucio De Marcellis
Die besten Reisezeiten:
Die besten Reisezeiten für den Radtourismus sind zweifellos die
Monate April, Mai und Juni sowie September und Oktober. Die Sommermonate Juli
und August sind oft extrem heiß und zwischen November und März riskiert der
Radfahrer, in Italien das gleiche ungemütliche Wetter vorzufinden wie daheim in
Deutschland.
Siehe dazu auch: Das Wetter in Italien