Der See Castel San Vincenzo Die Abbazia San Vincenzo di Volturno
Beide
Fotos: Michaela Störr
Alto Molise (Das obere Molise):
Die Landschaft des Molise teilt sich in
Alto Molise mit seinen hohen Bergzügen, der unberührten Natur und den stillen Bergdörfern und in
Basso Molise, das sich mit sanften Hügellandschaften, Weinbergen und bis hin zur Küste zieht. Diese gehört nur auf einer Länge von
etwa 40 Kilometern zu Molise.
Im Alto Molise im nordwestlichen Teil der Provinz Isernia, an der Grenze zu den Abruzzen, befindet sich der
Monte Meta, der auch Teil des Nationalparks der Abruzzen ist. Das Tal des Flusses Volturno ist eine der landschaftlich schönsten Gebiete des Molise. Hier liegt das Dorf
Castel San Vincenzo hoch über einem
smaragdgrünen See. Unweit befindet sich auch das verlassene Dorf Rocchetta
Alta, zu dem auch ein Wanderweg führt. Nur wenige Kilometer entfernt
befinden sich die Ruinen der Abtei San Vincenzo al Volturno, der zweitältesten Benediktinerabtei Italiens. Sie wurde 702 gegründet und beherbergte einst bis zu 500 Mönche.
Unweit befindet sich auch
Scapoli, die Stadt der Zampogna (eine Variante des Dudelsacks), des traditionellen Musikinstruments der Region Molise. Hier wird am letzten Sonntag im Juli eine Dudelsackmesse mit Markt, Schaustellern und einem Festival veranstaltet.
Isernia selbst ist seit 1970 Provinzhauptstadt und mit rund 20 000 Einwohnern die kleinste Italiens. Ein Großteil der Stadt wurde 1943 von dem
Hitlers Luftwaffe bombardiert und zerstört.
Im nördlichen Teil der Provinz Isernia liegt eines der bedeutendsten archäologischen Ausgrabungsstätten Süditaliens. Im Herzen des antiken
Samnium befindet sich das höchstgelegene Amphitheater Italiens,
Pietraabbondante. Erstmals entstand hier eine Kultstätte bereits um 3. Jahrhundert vor Christus. Das Theater bot Platz für maximal 2.200 Zuschauer. Das Halbrund eröffnet einen Panoramablick über die grünen Hügel Molises.
Isernia
Foto:
TheFab4 Die Kirche San Pietro Apostolo in Isernia Foto: Sailko Das antike Theater von Pietrabbondante
Foto:
Pietro
In diesem Teil Molises gibt es eine weitere Sehenswürdigkeit: die älteste Glockengießerei der Welt in
Agnone. Sie entstand um das Jahr 1000 n. Chr. Das Museum Marinelli zeigt die schönsten Glocken aus alter und neuerer Zeit. Die Stadt ist stolz auf seine lange Handwerkstradition und im August wird hier jährlich die „Stagione teatrale e musicale“ mit vielen Veranstaltungen gefeiert. Das Städtchen
Frosolone dagegen ist bekannt für seine Scheren- und Messerschleifereien. Hier werden die Scheren und Messer noch per Hand hergestellt.
Weiter nördlich liegt Capracotta, das höchstgelegene Dorf Molises. Auf über
1.400 Metern thront der Ort umgeben von Buchenwäldern und Wildkräuterwiesen.
Von dem umliegenden Bergen genießt man ein 360-Grad Panorama über Molise,
die Abruzzen, das Latium bis nach Apulien. Hier gibt es auch einen
botanischen Garten mit allen Pflanzen der apenninischen Bergwelt. Die Gegend
von Collemelluccio und
Montedimezzo wurden von der UNESCO zu Naturreservaten
erklärt.
Einzigartig ist auch der Tratturo in
Molise. Dieser antike Schafsweg besteht aus einem 2500 Jahre alten Wegenetz,
genutzt von Schäfern und ihren Herden. Über 70 Prozent des vom Staat
geschützten Wegenetzes befinden sich in Molise.
Unterwegs auf den Tratturi-Wanderwegen
Foto: Michaela Störr
An der Grenze zu Kampanien gibt es ein weiteres wichtiges Gebirgsmassiv: den
Monte Matese. Am Bergfuß führte bereits in prähistorischer Zeit ein
wichtiger Wanderweg der Hirten hindurch. Die Römer nannten die Stadt
Saepinium, im Mittelalter erhielt sie den Namen Altilia. Die archäologische
Ausgrabungsstätte liegt mit wundervollem Blick auf den Matese. Im 17./18.
Jahrhundert erbauten Bauern ihre Gehöfte über den Ruinen. Heute aber ist ein
kleiner Teil wieder ausgegraben und kann von Touristen besichtigt werden. In
Guardaregia, einem schönen Bergdorf am Hang des Matese, ist der Sitz der
WWF-Verwaltung, die diese einzigartige Landschaft schützt.
An der Grenze zwischen Molise und Kampanien: Das Gebirgsmassiv Monte Matese.
Foto: Michaela Störr
Basso Molise (Das untere Molise):
Das Basso Molise in der Provinz
Campobasso ist geprägt von den sanft
auslaufenden Hügelketten bis hin zu den langen Sandstränden am Mittelmeer.
Hauptort an der Küste ist Termoli mit seiner schönen Altstadt. Wahrzeichen
ist der Torre Saracena, der im 16. Jahrhundert zur Abwehr der Türken und
Piraten erbaut wurde. Zugang gewährt das Stadttor, das Kastell wird
Friedrich II zugeschrieben. Im neuen Teil der Stadt befinden sich
hervorragende Fischrestaurants.
Nördlich von Termoli erstrecken sich bis
Campomarino lange Sandstrände. Von Termoli aus kann man auch die
Tremiti-Inseln mit Fähren erreichen.
Die kleinen Inseln sind ein Paradies für Taucher und Wassersportfreunde.
Dünn besiedelt ist das Gebiet an der Grenze zu Apulien. Hier liegt
Gambatesa
auf einem Tuffrücken inmitten eines Olivenhains und bietet mit seinem
Kastell eine schöne Sehenswürdigkeit.
Wer von der Küste ins Landesinnere Richtung Campobasso fährt, kommt an
Larino vorbei mit seinem freigelegten Amphitheater. Das im 1. Jahrhundert n.
Christus erbaute Theater bot bis zu 14.000 Zuschauern Platz.
Die Hauptstadt der Region Molise ist Campobasso mit rund 80 000 Einwohnern.
Rund um den Festungsberg mit seinem Kastell, das man bereits von weitem
erblickt, liegt das Centro storico, das in den vergangenen Jahren hübsch
renoviert wurde und nun einige Restaurants und Cafés beherbergt. Rund um
Campobasso befinden sich typische Neubaugebiete, von denen man sich nicht
abschrecken lassen sollte. Der Stadtkern ist gemütlich, das Leben in der
Regionshauptstadt bäuerlich geprägt.
Auf der anderen Seite der Stadt Campobasso thront der Ort
Ferranzzano hoch
auf einem Hügel. Der Ort hat sich herausgeputzt, ist komplett saniert und
hat einen hübschen Marktplatz. Er ist vor allem bekannt für seinen
berühmten Sohn, den amerikanischen Schauspieler Robert de Niro, dessen
Vorfahren einst von hier aus in die USA auswanderten. Im Sommer finden hier
Kinofestspiele statt.