Italien war schon immer ein Traumziel für viele Deutsche (Auf diesem Foto: der Strand von Fetovaia, im Südwesten der Insel Elba)
Foto: PhiliTizzani
Schon seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts war
Italien ein Traumziel für
viele Deutsche. Italien stand für Sonne, Strand und Meer, dazu Kultur, Kunst
und südländische Atmosphäre. Die italienische Küche war für die Deutschen
besonders anziehend, obwohl es damals noch wenige italienische Restaurants
in Deutschland gab. Nicht nur Pizza und Spaghetti, auch viele Gemüsesorten
waren in Deutschland größtenteils unbekannt, wie Brokkoli oder Zucchini oder
die mediterranen Kräuter, wie z.B. das Basilikum.
Der Badeurlaub in Deutschland:
Während das italienische Essen, das Meer und die Kunststädte Italiens für
viele Deutsche ein Novum waren, war der Badeurlaub in Deutschland
schon immer weit verbreitet. Das erste deutsche Seebad eröffnete
1793 in
Heiligendamm an der Ostsee. Kurz danach entstanden in anderen Orten
an der Nordsee weitere Badeorte. Reisen an die Nord- und Ostsee wurden immer
beliebter oder es ging nach Bayern und in den Schwarzwald.
Auslandsreisen waren
in den 1950er Jahren für die meisten
allerdings noch zu teuer und
wenn ja, ging es vor allem nach Österreich, wo es auch keine Sprachbarrieren gab. In den
Wirtschaftswunderjahren ging es
Deutschland dann immer besser und viele wollten (und konnten) sich etwas
mehr gönnen. Nach Österreich waren
Italien, die Schweiz, Holland, Jugoslawien und Dänemark die neuen beliebten
Reiseziele. Die Regel war ein Auslandsurlaub damals allerdings noch nicht.
Im Jahr 1960 fuhren etwa
13 Millionen Bundesbürger in den Urlaub. Nur etwa
20 Prozent davon fuhren mit dem eigenen Fahrzeug, mehr als die Hälfte nutzte
dafür die Bahn, die dafür zahlreiche Sonderzüge einsetzte. Etwa ein Fünftel
der Reisenden setzte sich in einen Bus, um ans Reiseziel zu gelangen.
Schiffs- und Flugreisen stellten die absolute Ausnahme dar. Fliegen war zu
teuer. Schiffsreisen konnte sich kaum jemand leisten, sie galten als
Luxusreise.
Die Deutschen entdecken das Campen und die Ferienhäuser:
Anfangs entwickelte sich das
Camping zur bezahlbaren, allerdings noch sehr anspruchslosen
Alternative. Auch die Urlauber in den Pensionen waren schon zufrieden, wenn
es auf den Zimmern fließendes warmes und kaltes Wasser gab. Für viele war
der vergleichsweise günstige Campingurlaub die einzige, bezahlbare
Möglichkeit, überhaupt in den Urlaub oder gar ins nahe Ausland zu fahren.
Sie packten ihr Zelt ein oder hängten den Wohnwagen ans Auto und zogen los.
Heute gibt es Campingplätze in Italien
wie Sand an der Adria, Die Camper sind natürlich entschieden besser
ausgerüstet, das Campingvergnügen ist allerdings das gleiche geblieben.
Nach dem Campingurlaub entdeckten die Deutschen dann die
Ferienwohnungen, die mehr
Bequemlichkeiten boten. Dabei waren die Ferienhäuser an der italienischen Adriaküste
sofort besonders beliebt. Auch in Österreich wurden
immer mehr Ferienwohnungen angeboten. Bungalows in Feriendörfern, in denen
auch eine größere Familie Platz fand, zählten zu den Favoriten. Sie hatten
den Vorteil, dass die Urlauber selbst kochen konnten, was besonders für
Familien kostengünstiger war, als jeden Abend essen zu gehen.
Die Reisekasse wächst und damit auch die Reiselust:
Das deutsche Wirtschaftswunder beflügelte auch den Tourismus. Die Menschen
hatten einen gewissen Wohlstand erreicht, die Reisekasse vergrößerte sich
genauso wie die Reiselust der Deutschen. Eine Reise im VW-Käfer oder
mit der Vespa über die Alpen war keine
Seltenheit mehr. In den 1960er-Jahren begann dann der Pauschaltourismus zu
boomen. Das Durchschnittseinkommen verdoppelte sich bis zum Ende
der 1960er-Jahre und viele erhielten zusätzliches Urlaubsgeld. Die Reisenden
fingen an, nicht mehr alles selbst zu organisieren, sie griffen immer
häufiger auf Pauschalangebote von Reiseveranstaltern zurück. Erste Flieger
brachten Touristen auf die Insel Mallorca. Der Massentourismus entstand und
das Reisen wurde nach und nach für jedermann erschwinglich.
Mit den Flugreisen begann der Reiseboom:
In den 1970er-Jahren nutzten immer mehr Reisende das Flugzeug, um an ihr
Reiseziel zu kommen. Mallorca avancierte zur sogenannten „Putzfraueninsel“,
weil der Urlaub dort immer günstiger wurde, sodass immer mehr Reisende aus
Deutschland quer durch alle Einkommensschichten in Urlaub fahren konnten.
Die Strände am Mittelmeer, insbesondere an der
Adriaküste, wie beispielsweise in Rimini oder Cesenatico, wo sich
vorwiegend deutsche Urlauber in der Sonne aalten, bekamen den Beinamen
„Teutonengrill“. Urlaub war plötzlich etwas für jedermann. Die Hotelbranche
Italiens begann zu blühen.
Heute reist mehr als jeder zweite Deutsche
ins europäische Ausland und Italien liegt in der Spitzengruppe.
Der neue Trend – die individualisierte Reiseplanung:
Früher
suchten die Menschen im Italienurlaub vor allem Erholung, Strand, Meer und
Kulturstädte, oder einen Gesundheitsurlaub. Heute boomen auch
Abenteuerurlaube, die Erkundung der italienischen
Vulkane, Gleitschirmflüge in den italienischen Voralpen,
Segelurlaub am Gardasee,
Wanderungen in der Toskana und in den vielen Gegenden
Italiens, die noch nicht vom Massentourismus erfasst wurden. Auch
kulinarische Erkundungen, besonders in den italienischen Weinregionen,
werden immer beliebter. Und nicht zuletzt auch Sprachreisen. Italien ist jedenfalls auf alles bestens vorbereitet.