Die Stadt liegt auf einem steilen Tuff-Felsen. Die ganze Gegend um Pitigliano bis weit hinter Rom ist durch Tuff geprägt, den Vulkane hier vor Urzeiten ausgespuckt haben. Das typische Toskanabild, kleine Gehöfte auf sanften Hügeln, findet sich hier selten. Die Südtoskana ist wild und vielgestaltig, wie auch das angrenzende Latium, die Gegend um Rom. Kleine Flüsse haben steile Canons in die Landschaft geschnitten, und es gibt viel Wald. Nicht weit ist der Lago di Bolsena, ein gewaltiger Kratersee, der größte italienische See südlich der Alpenseen.
Schon von Siena aus kann man den Monte Amiata sehen, einen 1738 Meter hohen isolierten Vulkan, im Winter ein beliebtes Schigebiet. Am Meer dagegen dehnen sich die Maremmen aus, flache Landstriche, die bis in die dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts noch berüchtigt für die Malaria waren. Dort waren auch die Schlupfwinkel berühmter Banditen wie Domenico Tiburzi, die in bitteramen Zeiten auf ihre Art versuchten zu überleben. Heute sind in der Maremma unterhalb von Pitigliano schöne, kaum verbaute Badestrände.
In den letzten Jahren haben immer mehr Touristen Pitigliano und seine interessante Umgebung entdeckt. Besonders im Juli und August ist man dort nicht immer einsam. Aber dieser abgelegene Teil Italiens ist trotz der Nähe zu den Zentren des Tourismus
allerdings nicht überlaufen.
Pitigliano ist auch durch seinen Wein bekannt, preisgekrönt ist der "Bianco
di Pitigliano".
Diese Landschaft war eine der wichtigsten Zentren der Etrusker. Rund um Pitigliano gibt es noch Unmengen von Gräbern aus dieser Zeit, tief in den Tuff geschnittene Höhlen, die vielfach heute noch als Keller oder Ställe genutzt werden. Später wurde Pitigliano dann römisch, aber aus dieser Zeit ist über der Erde nur noch wenig zu sehen. Unter den Häusern der Stadt werden aber heute noch Kellerräume mit vielen kleinen Nischen benutzt, in denen vor 2000 Jahren die Totenurnen standen.
Im Mittelalter, seit dem 9. Jahrhundert, beherrschten dann die (langobardischen) Aldobrandesci das Land um Pitigliano, ab1312 die Orsini und ab 1604 die Medici.
Interessant ist auch die jüdische Geschichte der Stadt. Lange Zeit hatte es
eine außergewöhnlich starke jüdische Gemeinde, die das Kulturleben der Stadt
mitgeprägt hat. Nicht zufällig wirde die Stadt auch "Piccola Gerusalemme"
(Klein Jerusalem) genannt. Der jüdische Anteil der Bevölkerung von
Pitigliano erreichte um 1850 fast 20% - einmalig in Italien. Die Synagoge
der Stadt zeugt auch heute noch davon.
Die Orsini-Burg - Am Eingang der Altstadt steht die
Burg. Daneben ragt der imposante mittelalterliche Aquädukt auf, der die
Stadt mit Wasser versorgte. In der Orsini-Burg ist ein
archäologisches Museum. Außerdem ist eine Sammlung
sakraler Gegenstände zu besichtigen.
Die Piazza - Auf der Piazza sind 2 Bars: Die Bar
Centrale und die Bar Italia. Im Mittelalter war das Niveau der Piazza
stellenweise 6 Meter tiefer als heute, es wurde aufgeschüttet, und man
kann sich heute kaum vorstellen, dass sich im Keller der Bar Italia eine
Kapelle mit alten Fresken befindet (leider weder gepflegt noch
zugänglich).
Das Museum der "Giubbonaia" - Links vom Rathaus ist
der Eingang zu einem interessanten Museum mit alten Geräten aus dem
Alltagsleben, vorwiegend aus Küche, Landwirtschaft und Weinbau. Haben
Sie schon einmal eine kardanisch aufgehängte Krankentrage für Gegenden
mit steilen Wegen gesehen? Hier gibt es sie. Und von hier startet auch
eine unterirdische Wanderung zwischen den Fundamenten der Burg hindurch,
durch lange Tuffsteingänge (im Fremdenverkehrsbüro an der Piazza
fragen).
Kirchen - An der
Piazza San Gregorio
steht der Dom aus dem 15.Jhdt. mit historistischen
Gemälden von Pietro Aldo. Die älteste Kirche von Pitigliano (1274
erwähnt) ist San Rocco, fast am Ende der Altstadt. Sie
hat einen ungewöhnlichen trapezförmigen Grundriss und elegante, schlanke
Travertin-Säulen.
Die Etrusker-Mauer - Am Ortsende steigt man über
eine Treppe zur Porta di Sovana, dem mittelalterlichen
Stadttor. Direkt davor sind Reste der etruskischen Stadtmauer
zu sehen.
Die Synagoge - Unterhalb des Doms, im ehemaligen
Ghetto (Eingang von der Via Zuccarelli) ist die
kürzlich renovierte Synagoge und der Forno delle Azzime
(der Koscher-Ofen) zu besichtigen, Zeugen der einst blühenden jüdischen
Kultur von Pitigliano.
Der Orsini-Park - Am Ortsende Richtung Sorano,
hinter der Brücke, geht es in den Park (Ende 16. Jhdt.), in dem am
Nordhang in den Felsen gehauene Steinsitze und Figuren zu sehen sind.
Etrusker-Straßen - In der ganzen Gegend findet man
häufig steile Wege, oft mit mehr als zehn Meter hohen Wänden, die von
den Etruskern in den Tuff-Felsen gegraben wurden. Sie winden sich von
der Höhe zum Tal. Auch direkt außerhalb von Pitigliano gibt es einige:
hinter der Porta di Sovana, rechts und links hinter der Meleta- wie auch
der Lentebrücke und vom Tal hoch zur Kirche Madonna delle Grazie.