Jahrhundertelang lebte dieser Küstenabschnitt von der Fischerei und vom
Anbau von Gemüse, Oliven und Wein. Das dazu nötige Land musste in
Schwerstarbeit den steilen Abhängen durch Terrassierung abgetrotzt werden.
Aber der mühsame Zugang vom Hinterland her ließ diese Dörfer von den
Ereignissen der Geschichte zum großen Teil unberührt. Die Orte lebten so in
einer selbstgenügsamen Autarkie, aus der sie sich erst durch eine bessere
verkehrsmäßige Erschließung im 20. Jahrhundert befreien konnten. Dennoch
blieben die Cinque Terre bis in die 1970er und 80er Jahre des letzten
Jahrhunderts vom
Massentourismus noch weitgehend verschont.
Heute gehören die Touristen aus aller Welt zum Alltagsbild dieses kleinen
Küstenparadieses, das im Jahr 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt
wurde. Die Fischerei hat längst ihre frühere Bedeutung verloren, während der
Weinanbau weiterhin floriert und hervorragende Weine produziert, die der
Besucher unbedingt probieren sollte. Aber die Cinque Terre sind ein
bedrohtes Land, die Erosion lässt die Anbauflächen trotz ständiger
Reparaturen an den Stützmauern der Terrassen schrumpfen. Der 1999 gegründete
Nationalpark "Parco Nazionale delle Cinque Terre" versucht, diese Entwicklung
einzudämmen, aber das kostet sehr viel Geld.
Der Massentourismus, von dem die Einwohner natürlich ausgiebig profitieren,
lässt in den kleinen Städtchen an den Sommerwochenenden nicht selten eine drangvolle Enge
entstehen. Alle fünf Dörfer haben zusammen knapp 5.000 ständige
Einwohner, im Sommer verzehnfacht sich diese Zahl. Die Gesamtzahl der
Besucher der Cinque Terre und der umliegenden Dörfer, Tagestouristen
mitgerechnet, beträgt jährlich über 300.000. Wenn möglich sollten Sie
deshalb beim Besuch der Cinque Terre die Wochenden meiden.
Obwohl die Auswahl an Hotels, Privatunterkünften und Ferienwohnungen reichhaltig ist (siehe
oben) sollten Sie besonders im Sommer langfristig planen und rechtzeitig
reservieren. Campingplätze gibt es in den Cinque Terre keine!
Riomaggiore:
1.700 Einwohner, die östlichste der fünf Dörfer. Eine lebhafte breite Gasse
führt vom in der Oberstadt gelegenen Parkhaus steil hinunter zum kleinen
Hafen. Wenn Sie vom Bahnhof kommen (in der Unterstadt) gibt es auch einen
Aufzug (Ascensore) hinauf zur Oberstadt. Sehenswert: die Reste der Genueser
Burg in der Oberstadt mit einem schönen Panoramablick und die ein paar
Schritte weiter gelegene Kirche San Giovanni Battista aus dem 14.
Jahrhundert.
Manarola:
350 Einwohner, Ortsteil von Riomaggiore. Das kleine Küstendorf, das sich auf
einem schroffen Felsvorsprung erhebt, ist das Zentrum des Weinanbaus der
Cinque Terre. Sehenswert: die gotische Kirche San Lorenzo aus dem 14.
Jahrhundert.
Corniglia:
200 Einwohner, Ortsteil von Vernazza. Das kleinste und kompakteste der fünf
Dörfer liegt etwa 100 Meter über dem Meer auf einem wuchtigen Felsvorsprung
(siehe Foto oben).
Sehenswert: die Kirche San Pietro aus dem 14. Jahrhundert, außen gotisch,
das Innere ist dagegen barock gestaltet.
Vernazza:
950 Einwohner, zweifellos das schönste der fünf Dörfer (siehe Foto ganz
oben). Auf der breiten Hauptgasse zwischen dem Bahnhof (zur Hälfte in einem
Tunnel gelegen) und der Hafenpiazza spielt sich das inzwischen ganz vom
Tourismus geprägte Leben der Stadt ab. Im Jahr 2011 wurde die Stadt durch
eine tsunamiartige Flutwelle verwüstet, ein großes Wandplakat in der Nähe
des Bahnhofs erinnert mit beeindruckenden Fotos an diese Katastrophe. Sehenswert: die Kirche Santa
Margherita di Antiochia aus dem 14. Jahrhundert mit ihrem wuchtigen 40 Meter
hohen Kirchturm (an der Hafenpiazza).
Fotos und weitere Infos von Vernazza: Klicken Sie auf die Fotos, um sie zu vergrößern und um die Beschreibungen zu lesen
Monterosso:
1.500 Einwohner, Hauptort und touristisches Zentrum der Cinque Terre. Das
westlichste der fünf Dörfer liegt am Fuß eines breiten Tals flach am Meer.
Die gute touristische Infrastuktur und der lange, aber sehr schmale Sandstrand (der einzige der
Cinque Terre) machen das Städtchen zu einem beliebten Standort für längere
Aufenthalte in der Gegend. Sehenswert: die schöne Uferpromenade, die
romanisch-gotische Pfarrkirche San Giovanni Battista (13./14. Jahrhundert)
und "Il Gigante", eine leider durch eine Sturmflut in den 60er Jahren
beschädigte, 15 Meter hohe Neptunfigur im Ortsteil Fegina, die 1910
errichtet wurde.
Fotos und weitere Infos von Monterosso: Klicken Sie auf die Fotos, um sie zu vergrößern und um die Beschreibungen zu lesen
Das Auto ist das denkbar schlechteste Mittel, um die Dörfer dieses
Küstenabschnitts kennen zu lernen. Wenn Sie
sich die folgende Karte anschauen, wird sofort klar, welchen Unterschied es
zwischen Straßen- und Eisenbahnverbindungen gibt (hier zwischen
Monterosso und Vernazza, aber bei den anderen Städten sieht es ähnlich aus):
Die Straßenverbindung (blau)und
die Eisenbahnverbindung (grau) zwischen Monterosso und
Vernazza
Auch wenn die Entfernung zwischen diesen beiden Dörfern nur etwa 17 km
beträgt, sollten Sie der von Google angegebenen Fahrzeit von etwa 30 Minuten
nicht allzusehr trauen, wahrscheinlich werden Sie mindestens 45-50
(ziemlich anstrengende) Minuten benötigen - der Zug braucht dagegen ganze 3 Minuten. Die Straßen in
dieser Gegend sind teilweise so schmal, dass bei einem entgegen kommenden Auto
einer beiden Fahrer manchmal für ein paar hundert Meter den Rückwärtsgang
einlegen muss, um eine genügend breite Stelle für beide Autos zu finden.
Wenn Sie dennoch nicht aufs Auto verzichten wollen, müssen Sie
berücksichtigen, dass alle fünf Dörfer für Autos gesperrt sind: Sie müssen Ihr
Gefährt auf einem
gebührenpflichtigen Parkplatz abstellen, von dem Sie in der Regel noch mal etwa 15-20
Minuten (manchmal ziemlich steilen) Fußweg bis zum Ortszentrum haben. Anwohner (oder Touristen, die ein
Zimmer im Zentrum haben) kommen zwar mit Sondererlaubnis ins
Zentrum, aber in der Regel auch nur zum Be- und Entladen.
Busverbindungen zwischen den fünf Dörfern gibt es nicht, die
große Mehrheit der Besucher wählt deshalb den Zug, der einen in der Regel
genau im Zentrum der Ortschaften absetzt. Wenn man mit dem Zug fährt, sieht man allerdings kaum Landschaft,
sondern überwiegend Tunnel. Wegen der Platzenge in den Dörfern
liegt manchmal sogar der Bahnhof mindestens teilweise in einem Tunnel.
Ein letzter Hinweis für Autofahrer: in der gesamten Cinque-Terre-Region gibt es keine Tankstellen! Wenn Sie von Osten anreisen, sollten Sie in
La Spezia volltanken, von Westen her spätestens in
Sestri Levante.
Ein anderes bequemes Mittel, um die Cinque Terre zu besichtigen,
sind die regelmäßig verkehrenden Pendelboote. Fahrpläne hängen an allen
Anlegestellen aus. Auch private Motor- und Segelboote, die man mieten kann, sieht man immer
häufiger. Vom Meer aus sind auch kleine Buchten erreichbar, die sonst nur
von oben bewundert werden können.
Der Küstenwanderweg:
Der Küstenwanderweg der Cinque Terre links: zwischen Vernazza und Corniglia,
rechts: zwischen Manarola und Riomaggiore ("Via dell'Amore")
Fotos:
Ligurien-Führer (Michael Müller Verlag) /
Daviboz
Die landschaftlich reizvollste Art, diesen Küstenabschnitt zu erleben, ist der
Cinque-Terre-Küstenwanderweg, einer der berühmtesten Wanderpfade Italiens. Dieser Klassiker unter den Wanderwegen verbindet alle fünf
Dörfer der Cinque Terre, von Riomaggiore bis Monterosso. Hier wandert man
auf schmalen Pfaden durch die Wein- und Olivenhänge, immer auf halber
Berghöhe am Meer entlang. Die Gesamtlänge beträgt zwar nur etwa 15 km, man
muss allerdings teilweise beträchtliche Höhenunterschiede bewältigen und vor
allem die beiden Abschnitte zwischen Corniglia, Vernazza und Monterosso sind
z.T recht anstrengend und erfordern ein Mindestmaß an Kondition und
Trittsicherheit. Festes Schuhwerk ist obbligatorisch, auch im Hochsommer.
Sehr viel weniger beanspruchend sind dagegen die zwei Abschnitte zwischen
Riomaggiore und Corniglia. Vor allem der erste Abschnitt
(oder der letzte, je nachdem, wo man beginnt) zwischen Riomaggiore und
Manarola, die so genannte "Via dell'Amore" (Weg der Liebe), ist eher ein
Boulevard für Fußgänger als ein Wanderweg, deshalb ist er im Sommer auch oft
sehr überlaufen.
Da die ligurische Küste jedoch geologisch sehr instabil ist und bei starken
Regenfällen oft von Schlammlawinen und Steinschlag heimgesucht wird, sollte
man die schwierigeren Abschnitte bei schlechtem Wetter besser meiden. Es
kann außerdem passieren, dass einige Teile wegen Bauarbeiten
vorübergehend geschlossen sind. Für alle
Teilabschnitte ist übrigens eine "Eintrittskarte" zu bezahlen, dessen Erlös
der kostenaufwendigen Erhaltung des "Nationalparks Cinque Terre" zugute
kommt.