Schon der erste Anblick von Portovenere ist einfach großartig. Schlanke, farbenprächtige Häuser flankieren den breiten Hafenkai und formen eine bühnenreife Kulisse. Am Ortseingang, im Rücken des winzigen Sandstrands, öffnet sich die runde
Hauptpiazza Bastreri mit restauriertem Wehrturm (12. Jh.) und intaktem Stadttor. Innen im Portalfresko begrüßen die drei Stadtheiligen – Madonna, heiliger Petrus und heiliger Lorenz – die Besucher. Die enge Hauptgasse zieht sich durch den malerischen, gut erhaltenen mittelalterlichen Ortskern, in dem hübsch hergerichtete Geschäfte, Osterien, Backstuben und bunte Souvenirläden auf die zahlreichen Tagesbesucher warten. Am Ende dieser engen, gepflegten Altstadtgasse gelangt man zur äußersten Felsspitze von Portovenere, über deren schroffen Klippen sich die kleine
Kirche San Pietro erhebt. Rechter Hand steigt ein Treppenweg hinauf zur
Hauptkirche San Lorenzo und weiter zum
Castello. Der Uferweg hingegen führt zur
Arpaia-Grotte hinunter, dem überlieferten Lieblingsplatz von Lord Byron. Die Legende erzählt, dass der englische Dichter mehrmals von hier zur gegenüberliegenden Ortschaft Lerici, seinem zeitweiligen Sommerwohnsitz, quer durch die weite Bucht geschwommen sei – eine beachtliche Strecke. Ein Besuch von Portovenere ist eher wochentags ratsam, an den Wochenenden wird der Ort von unzähligen Tagesausflüglern bevölkert.
Castello Doria:
Dieses schier uneinnehmbare Bollwerk mit dem wuchtigen Mauerring steht im krassen Kontrast zur friedlich-bunten Hafenkulisse. Im frühen 12. Jh. begannen die Genueser mit dem Bau der Festung, die bis ins 16. Jh. zu ihren heutigen Ausmaßen erweitert wurde. Das Innere des Castello kann größtenteils besichtigt werden; zudem wird die Festung regelmäßig für Ausstellungen und Kulturveranstaltungen genutzt. Auf dem Weg hinauf und von der Festung selbst öffnen sich
herrliche Ausblicke auf die spektakuläre Küstenlinie und die malerische
Kirche San Pietro (siehe Foto unten), allein das lohnt den mühsamen Aufstieg. Direkt unterhalb des Kastells lädt ein schattiges Areal unter Pinien mit Parkbänken und herrlichem Blick zum Verweilen ein.
Geöffnet: im Sommer täglich 10.30-18.30 Uhr, von November bis Ostern nur Sa/So 10.30-18.30 Uhr
Chiesa San Pietro:
In fantastischer Lage thront die gotische Streifenkirche auf dem äußersten Felssporn von Portovenere hoch über dem Meer. Wie ein Leuchtturm in der Brandung markiert sie zusammen mit der gegenüberliegenden
Isola Palmaria die Einfahrt in die
Bucht von La Spezia. Zwar stammt die Kirche mit der schwarzweißen Fassade aus der Mitte des 13. Jh.; rechts vom Eingang aber befindet sich der integrierte frühchristliche Vorgängerbau aus dem 6. Jh., ein rechteckiger, kleiner Raum mit halbrunder Apsis und Fußbodenfragmenten aus Marmor. Und unterhalb dieses frühen Baukerns wurden Säulen- und Altarreste eines heidnischen Tempels entdeckt. Wahrscheinlich handelte es sich um eine antike Kultstätte, die der Göttin Venus geweiht war, der mythologischen Namenspatronin von Portovenere.
Geöffnet: täglich 8–19 Uhr.
Chiesa San Lorenzo:
Die romanisch-gotische Hauptkirche erhebt sich malerisch über die Ortschaft. Die rege Baugeschichte begann im frühen 12. Jh. unter den Genuesern, doch ein verheerender Brand im Jahr 1340 zog eine vollständige Erneuerung bereits im 14. Jh. nach sich. Der Sakralbau zeigt neben romanischen und gotischen Formen auch Stilelemente der Renaissance (Kuppel und Glockenturm). Ein Marmorrelief mit dem Martyrium des heiligen Laurentius ziert das gelungene Portal der gotischen Fassade. Über dem Portal setzt sich ein schwarz-weiß gestreiftes Stück Fassade vom Grau der restlichen Fassade ab. Auch der abwechslungsreiche Innenraum des Gotteshauses ist sehenswert. Hauptanziehungspunkt für die Gläubigen ist die
Madonna Bianca rechts neben dem Altar, eine weiß gewandete Muttergottes auf Pergament (14. Jh.).
Geöffnet: täglich 9.30–12 und 14.30–18 Uhr.
Dieser Artikel ist eine Leseprobe aus dem
Reiseführer Ligurien
des Michael Müller Verlags