Ein Artikel von Ursula Wiegand.

Die Bäume auf dem Turm "Torre Guinigi"
Alle Fotos auf dieser Seite: Ursula Wiegand
Lucca in Kürze:
- geographische Lage: am Fluss Serchio ca. 20 km nordöstlich von Pisa
und 20 km östlich der toskanischen Küste
- Hauptstadt der gleichnamigen Provinz:
Lucca
- Region: Toskana
- Höhe über dem Meeresspiegel: 19 m
- Einwohner: 87.000
- Ausländeranteil: 8,7%
- lokaler Feiertag: 12. Juli (Fest des Stadtpatrons
San Paolino di Lucca)
- Partnerstadt in Deutschland: Schongau
- Autokennzeichen: LU
Zur besseren Orientierung:
Unterkünfte in Lucca:

Der Blick auf die Stadt vom Torre Guinigigi
Der Torre Guinigi, das Wahrzeichen von Lucca:
„Da oben wachsen ja Bäume,“ staunen die Besucher am Fuße des 41
Meter hohen Torre Guinigi. „Das sind Steineichen, und dieser Ziegelturm aus dem
14. Jahrhundert ist das Wahrzeichen von Lucca, “ erklärt Stadtführerin Emanuela.
Neugierig steigen viele die 230 Stufen hinauf. Die gehen sich recht bequem, nur
Großgewachsene müssen auf den letzten Metern den Kopf einziehen.
Angeblich sind diese knorrigen Bäume so alt sind wie der Turm selbst. Die
Erbauer des Turms und des dazugehörigen Palazzo ließen sie als Zeichen der
Wiedergeburt dort oben pflanzen. Das passt zu Lucca, wurde doch das Städtchen
unter den diversen Herrschern ebenfalls immer wieder neu geboren. Denn auf die
Kelten, die zuerst hier siedelten, folgten Etrusker, Römer, Goten und Lombarden.
Vermutlich haben alle Lucca geliebt, und so ist es geblieben bis auf den
heutigen Tag.
Noch fabelhafter als der Blick auf die windschiefen Bäume ist die Aussicht vom
Torre Guinigi. Unten ducken sich die Häuser mit ihren roten Ziegeldächern im
Schutz einer 4,2 km langen und 12 Meter hohen Stadtmauer. Auf die sind die
Luccheser mächtig stolz. Noch immer und aus gutem Grund. Vor allem der vierte
Schutzring mit seinen Bollwerken und meterdicken Mauern hat Lucca Jahrhunderte
lang die Eigenständigkeit bewahrt. Inzwischen ist die Mauer begrünt und ein
beliebter Spazierweg mit Aussicht.

Piazza Anfiteatro, das Zentrum von Lucca
Lucca, die Stadt der 99 Kirchen:
Aus Luccas Häusergewirr ragen die Kirchtürme heraus. „Lucca ist die Stadt der 99
Kirchen,“ betont Emanuela. Diese Zahl erscheint fraglich, doch eines ist gewiss:
die Stadt profitierte von den Pilgerströmen auf der Frankenstraße, die von Rom
u.a. über Lucca nach Paris und bis Canterbury führte. Eine Abzweigung ging nach
Deutschland hinein. Noch weit wichtiger war jedoch der Seidenhandel. Der machte
manche Familien so reich, dass sie sich eigene Gotteshäuser bauen ließen.
Die ältesten, wie San Giovanni und der Dom San Martino, stammen aus dem 4.
Jahrhundert. Unter ihnen hat man Fundamente aus der Römerzeit entdeckt. Ja -
schon die Römer liebten Lucca und bauten hier ein Amphitheater. In diesem in
Stand gesetzten Oval, genannt Piazza Anfiteatro, reihen sich bunte Häuschen.
Dort gehen die Uhren ein bisschen anders, hier gibt sich Lucca echt
gemütlich.

Lucca - Stadt der 99 Kirchen - ob's stimmt?
Hier jedenfalls zwei davon: vorne San Giovanni, hinten rechts San Martino

Das farbenprächtige Fassaden-Mosaik von San Frediano
Im Sommer stehen Tische und Stühle auf dem Platz. Mittenmang von 2000 Jahren
Geschichte können die Besucher Kaffee trinken.
Und die haben sich auch schon in Lucca verliebt und verstehen, warum die Stadt
als Perle der nördlichen Toskana gilt. Bewundernd stehen sie bald vor der
exquisiten weißen Fassade von San Martino. Aus Kalkstein sei die, nicht aus
Marmor, sagt Emanuela. Egal – sie ist jedenfalls wunderschön. Aber ohne sie
gebührend zu würdigen, streben fast alle geschwind hinein. Zum Volto Santo, dem
Heiligen Antlitz. Es handelt sich dabei um ein Crucifix mit einem fremdartigen Christus-Gesicht.
Nach einer frommen Legende hat es der Hl. Nikodemus, ein Zeitgenosse Jesu,
gefertigt. Ein Engel hätte ihm das Gesicht geschnitzt. Auf einem führerlosen
Boot sei es bis Luni in Italien gelangt. Dort habe man nicht gewusst, wohin
damit, habe das Kreuz auf einen Ochsenkarren geladen und die Tiere frei laufen
lassen. In Lucca hätten sie angehalten. In San Martino ist es seit 1107.
Nach Expertenmeinung ist das Crucfix „nur“ etwa 1.000 Jahre alt und
byzantinischen Ursprungs. Doch das tut nichts zur Sache. Jedes Jahr am 13.
September wird eine Kopie des Volto Santo in einer festlichen Prozession von San
Frediano - der Kirche mit dem farbenprächtigen Fassaden-Mosaik - über San
Michele nach San Martino getragen. Anschließend feiern die Stadt und ihre Gäste.
Die charmanten Details der Stadt:
Doch es sind nicht nur die in Reiseführern mit Sternen gekennzeichneten
Highlights, die Lucca auszeichnen. Nein, es sind mindestens ebenso die
charmanten Details, die die Stadt so liebenswert machen. Hier einige hübsche
alte Lampen, dort ein Zierrat am Mauerwerk. Obwohl in den vergangenen Jahres
vieles gekonnt restauriert wurde, sind Patina und Flair erhalten geblieben. Luccas „way of life“ wirkt ungemein entspannend.
Lucca verführt, man muss es einfach lieben.
Giacomo Puccini - Luccas berühmtester Sohn:

Die Puccini-Statue in Lucca.
Dahinter sein Wohnhaus
Luccas berühmtester Sohn ist Giacomo Puccini. Am 22. Dezember 1858 erblickte
er in diesem Toskana-Städtchen das Licht der Welt und hat es immer geliebt.
Im Puccini-Museum wird seine Taufurkunde gezeigt, und erstaunt lesen alle
seinen kompletten Namen: Giacomo Antonio Domenico Michele Secondo Maria Puccini.
Der Vater, Michele II, hatte die männlichen Vorfahren dieser Musikerfamilie in
des Sohnes Vornamen integriert und Maria zum seinem Schutz hinzugefügt.
Eigentlich wollte Puccini eine 124jährige Tradition fortsetzen und genau wie
sein Vater und Großvater Organist im Dom San Martino werden. Schon in jungen
Jahren war er hier tätig. Doch leider nicht nur als Musiker. Um seinen
Zigarettenkonsum zu finanzieren, baute er Orgelpfeifen aus und machte sie zu
Geld, was wegen seiner geschickten Spielweise längere Zeit nicht auffiel. Als er
sich später um die Organistenstelle bewarb, wurde er abgelehnt.
Auch sonst protestierte der junge Mann aus dem Mittelstand in
Haltung und Gehabe gegen das damalige reiche und bigotte Establishment.
Sein Genie wurde nicht anerkannt, seine Aufsässigkeit wollte man nicht
tolerieren.
Puccini verließ also seine Heimatstadt und setzte seine Studien mit großem
Erfolg in Mailand fort. Musikfreunde können über den Gang der Dinge nur
glücklich sein, denn auf diese Weise wurde er zum Opernkomponisten, dessen Werke
in aller Welt geliebt werden. Puccini blieb Lucca jedoch verbunden und traf sich
dort oft mit seinen Freunden im Café Caselli, dem heutigen Di Simo in der Via
Fillungo. Hier können sich heute die Gäste im originalen Ambiente beim Brunch den Bauch voll schlagen und dann dem Shopping frönen. Fillungo heißt langer
Faden. Wie aufgefädelt lockt hier Laden an Laden.
Text und Fotos:
Ursula Wiegand
Ursula Wiegand ist eine Reise- und Kulturjournalistin, die
für diverse Blätter arbeitet. Italien gehört zu ihren Lieblingszielen.
Besichtigungen, Touren und Aktivitäten:
Mehr wissen über die Toskana:
Andere Reservierungsservices:
Wie ist das Wetter in Lucca?
Bis jetzt gibt es keine Kommentare ...
Entdecken Sie mehr über:

© 2022 Wolfgang Pruscha
Impressum