Neapel, die Metropole des Südens, verkörpert wie keine andere Stadt
Süditaliens in extremer Weise dessen positive und negative Seiten.
Neapel kann man lieben und man kann es hassen und viele seiner Einwohner tun
wohl beides. Gleichgültig lässt die Stadt niemanden. Hier haben sich in den Jahrhunderten ungeheure Kunstreichtümer
angesammelt, es ist eine Museumsstadt ersten Ranges und auch von der
Architektur her ist die Stadt ein Reise wert. Aber Neapel ist voller
krasser Widersprüche: neben herrlichen Palästen gibt es hier auch hässliche,
baufällige und verwahrloste Stadtviertel, und der städtebauliche Wildwuchs
hat hier viele unschöne Gegenden geschaffen. Neapel ist lebendig,
chaotisch, undisziplinert und faszinierend und im quirligen Durcheinander
der Straßen der Altstadt
wundert sich der ausländische Besucher vielleicht, wie eine solche Stadt überhaupt
noch regierbar ist.
Die Griechen waren die ersten, die sich vor vielen Jahrhunderten von der
Lage Neapels bezaubern ließen. Sie gründeten, genau an der Stelle wo heute
die Altstadt liegt, die Siedlung "Neapolis" (Neue Stadt). Es folgten die
Römer und später die Byzantiner, die alle ihre Spuren in der Stadt
hinterließen. Eine erste Blütezeit erlebte Neapel als weitgehend
unabhängiges Herzogtum zwischen 763 und 1139.
Friedrich II, Stauferkönig und
Kaiser des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation", gründete hier im
Jahre 1224 eine Universität, die heute zu den wichtigsten von Italien gehört
und die auch nach ihm benannt wurde. Danach wechselten sich in Neapel bis
zur
Gründung des Königreichs Italien (1861) verschiedene ausländische
Herrschaften ab: zuerst die Franzosen, dann die Österreicher und schließlich
die spanische Linie der Bourbonen, deren lange Herrschaft nur von Napoleon
unterbrochen wurde, der hier für ein kurzes Intermezzo (1806-1815) seinen
Schwager als Regenten einsetzte.
Mit der Eingliederung Neapels in das vereinte Italien boten sich für die
Stadt viele neue Entwicklungsmöglichkeiten, gleichzeitig wurde jedoch
schlagartig klar, dass die jahrhundertelange Fremdherrschaft zwar viele
schöne Paläste, Burgen und andere Sehenswürdigkeiten hinterlassen hatte, auf
der anderen Seite aber die soziale Rückständigkeit des Südens gegenüber dem
Rest Italiens nur vertieft hatte.
Was Neapel heute so einzigartig interessant macht, ist aber nicht nur die
Stadt selbst, sondern auch seine Umgebung, die zu dem Schönsten und
Faszinierendsten gehört, was Italien zu bieten hat: der
Vesuv und die
Ausgrabungen von
Pompeji, die wunderbare
Amalfitanische Küste und die beiden Inseln im Golf von Neapel,
Ischia und
Capri, die von Neapel aus
bequem mit Autofähren und anderen Schiffsverbindungen erreichbar sind.