Triest war von 1382 bis 1919, mit kurzen Unterbrechungen, unter
habsburgisch-österreichischer Herrschaft und diese 500 Jahre haben natürlich
im Stadtbild ihre Spuren hinterlassen. Während eines Spaziergangs durch das
Zentrum könnte man manchmal auch vergessen, dass man in Italien ist, wenn
einen nicht die Menschen und ihr typisch südländisches Flair (und auch das
typisch italienische Verkehrchaos...) daran erinnern würden. Die
Architektur
der Paläste im Zentrum ähnelt oft mehr der von Wien, Prag oder Budapest als
der von Venedig, Rom oder Florenz.
Die Blütezeit Triests war das 18. und 19. Jahrhundert, als die Stadt mit
ihrem großen Hafen den einzigen Zugang Österreichs zum Mittelmeerdarstellte.
Damals löste Triest Venedig in seiner führenden Rolle im Handel mit dem
Nahen Osten ab, entwickelte sich zum größten Handelszentrum der Adria und
wurde so immer reicher und mächtiger. Die Stadt entwickelte sich auch zu
eineminternationalen Schmelztiegel, in dem Menschen aus vielen
verschiedenen Ländern mit verschiedenen Religionen friedlich miteinander
lebten, was dem kulturellen Leben der Stadt zu einem enormen Aufschwung
verhalf. Um 1900 galt Triest als eines der literarischen Zentren
Mitteleuropas.
Viale XX Settembre:
Cafés und Eisdielen laden zum Flanieren und zum Ausruhen ein.
Triest heute:
Das änderte sich abrupt im 20. Jahrhundert. Der Zusammenbruch der maroden
österreichisch-ungarischen Monarchie im Jahr 1919 und der darauf folgende
Anschluss an Italien rückte Triest plötzlich in eine zweitrangige Randlage,
denn an Mittelmeerhäfen hat Italien nun wirklich keinen Mangel. Außerdem haben
die beiden Weltkriege den Nationalismus der
Italiener und der Slawen, die hier eng zusammenleben, derartig aufgeheitzt,
dass Triest (und das angrenzende Istrien) bis 1975 zum ständigen
Zankapfel zwischen Italien und Jugoslawien wurde.
Durch den kalten Krieg wurde aus der Randlage ein toter Winkel Italiens, da
Triest durch die nahe Grenze zu Jugoslawien praktisch kein wirtschaftliches
Hinterland mehr besaß. Die Stadt schlitterte in eine Krise, die Jugendlichen
wanderten ab, weil sie hier keine Zukunft mehr sahen und Triest wurde die
Stadt mit dem höchsten Durchschnittsalter Italiens.
Heute beginnt sich Triest wieder zu erholen: die Stadt beginnt,
ihre Stellung als Vorteil zu begreifen und zu nutzen, denn heute stellt sie in der
Tat das Tor Italiens zu Osteuropa dar. Der Reiz der Stadt für den Besucher
liegt nicht nur in den Zeugnissen der habsburgischen und der
multikulturellen Vergangenheit, sondern vor allem in der Mischung, die diese
Vergangenheit mit der italienischen Gegenwart eingegangen ist.
Atmosphäre wie in Wien: das im Jugendstil eingerichtete Kaffeehaus "San Marco"
(Via Cesare Battisti)
aus dem Jahr 1914.
die Piazza dell'Unità, das Zentrum der Stadt mit dem Rathaus (siehe oben), und anderen historischen Gebäuden und Cafés.
der Hügel Colle San Giusto mit der
Kathedrale San Giusto, der
Barockkirche Santa Maria
Maggiore, der Ruine der römischen Forumsbasilika und dem wuchtigen
venezianischen Kastell aus dem 14. Jahrhundert.
das Teatro Romano, ein römisches Amphitheater aus dem Jahr 100 n. Chr. am Fuße des Hügels "Colle San Giusto"
der Stadtteil Borgo Teresiano mit dem
Canal Grande, der Kirche
Sant'Antonio Buovo und der schönen serbisch-orthodoxen
Kirche
San Spiridone
dieFußgängerzone Viale XX Settembre (siehe oben)
das historische Kaffeehaus San Marco (siehe unten)
etwa 8 km nördlich von Triest das wunderschöne, am Meer gelegene
Schloss Miramare,
gebaut im 19. Jahrhundert für Maximilian, den Bruder des österreichischen
Kaisers Franz-Josef. Hier hielt sich auch die Kaiserin Elisabeth von
Österreich-Ungarn ("Sissi") gerne auf.