Der Ätna (3.343 m) ist der höchste und aktivste Vulkan Europas.
Im Jahr 2013 wurde er von der UNESCO in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen.
Der Ätna (auf italienisch: Etna) entstand vor etwa 600.000 Jahren, ähnlich wie der
Vesuv, zunächst
als Unterwasservulkan, der dann durch seine ständige und heftige Aktivität
das Land anhob und nach und nach den heutigen Bergkegel formte.
Der Ätna hat seine Form - und auch seine Höhe - im Laufe der Jahrhunderte
oft verändert, jeder der häufigen Ausbrüche schafft neue Krater und
Lavakanäle, die größeren Ausbrüche können die Physiognomie des Vulkans auch
stärker verändern. Während er z.B. im Jahr 1942 3.269 m hoch war, ist er
heute etwa 70 m höher. Gemälde und Zeichnungen des Ätna aus vergangenen
Jahrhunderten zeigen den massiven Berg (sein heutiger Umfang beträgt etwa
250 km) in immer anderen Formen. Abgesehen vom Hauptkrater und den drei
größeren Nebenkratern am Gipfel haben sich im Laufe der Zeit etwa 400
Nebenkrater an den Bergflanken gebildet. Die Lavaaustöße in den letzten
Jahrzehnten erfolgten in der Tat meistens nicht über die Gipfelkrater,
sondern an den Flanken des Bergkegels, auf Höhen zwischen 2.000 und 3.000
Metern.
Bis auf 1.000 m Höhe werden die Abhänge des Vulkans intensiv
landwirtschaftlich genutzt, besonders auf der Ostseite, in Richtung Meer.
Die Vulkanerde bietet dafür einen sehr fruchtbaren Boden. Über 1.000 Metern
ist der Vulkan den ganzen Winter über mit Schnee bedeckt (siehe Foto oben),
der oft bis weit in den Frühling liegen bleibt.
oben: einer der Nebenkrater am Gipfel unten links: der Aufstieg zum Ätna unten rechts: einer der typischen
Lavakanäle am Ätna.
Foto:
Urban
/
Urban /
Antonio Zimbone
Die vulkanische Aktivität des Ätna:
Der Ätna ist ein ständig aktiver Vulkan, der die Bevölkerung des östlichen
Sizilien nicht nur durch ohrenbetäubende Explosionen, Lavaflüsse, Ausstoß
von gewaltigen Aschensäulen und Gaswolken, sondern auch durch häufige
Erdbeben in Atem hält.
Die erste schriftlich überlieferte Eruption des Ätna stammt aus dem Jahr
693
v. Chr., seitdem hat es hunderte von mehr oder weniger schweren Ausbrüchen
gegeben. Durch die enorme Größe des Vulkans erreichen die meisten der
Lavaflüsse nicht die Dörfer und Städte der Umgebung, es hat aber auch große,
katastrophale Eruptionen mit riesigen Lavaausgüssen gegeben, die, oft
verbunden mit schweren Erdbeben, vor allem die etwa 40 km enfernte Stadt
Catania mehrmals verwüstet und Tausende von Todesopfern verursacht haben.
Oft schießen die Lavafontänen mit lautem Donnern mehrere hunderte Meter in
die Höhe und das Lava, das am Ätna meist relativ dünnflüssig ist, bildet
dann Ströme mit einer Länge von mehreren Kilometern.
Die Ausbrüche erfolgen in zeitlich unregelmäßigen Abständen und dauern
manchmal nur wenige Tage, oft aber auch mehrere Wochen und Monate. Der
bisher zeitlich längste Ausbruch begann im Dezember 1991 und kam erst im
März 1993, nach 473 Tagen, zur Ruhe. Um zu vermeiden, dass die riesigen
Lavaströme die nahegelegen Städte überschwemmen, versuchte man häufig den
Fluss durch Explosionen und künstliche Dämme umzuleiten, nicht immer mit
Erfolg. Am Berg gelegene Skianlagen, Seilbahnen, vulkanologische und
meteorolische Forschungsstationen, Restaurants, Bauernhöfe und Straßen sind
von den Ausbrüchen mehrere Male zerstört worden und große Rauchwolken über
der Insel behinderten gelegentlich auch den Flugverkehr.
Die Menschen, die in den Dörfern in Nähe des Vulkans wohnen, haben gelernt,
mit den häufigen Evakuierungen zu leben, sie haben sich an die Gefahren
gewöhnt. Auch wenn in den letzten Jahrzehnten bei Ausbrüchen nur mehr oder
weniger große Sachschäden und keine Toten und Verletzten zu beklagen waren,
ist der nächste katastrophe Ausbruch leider so sicher wie das Amen in der
Kirche.
links: Der Ausbruch im Januar 2011, im Vordergrund eine
Mautzahlstelle der Autobahn Messina-Catania rechts: Ein von der Lava verschüttetes Haus
Foto:
Gnuckx /
Leandro Neumann Ciuffo
Der Ätna als Touristenattraktion:
Wenn der Zugang zum Ätna (oder zu Teilen von ihm) nicht aus
Sicherheitsgründen gesperrt ist, gibt es mehrere Möglichkeiten, sich dem
Gipfel zu nähern. Von vielen Ortschaften rund um den Vulkan kann man sich Touren anschließen, die
von Bergexperten geführt werden und mit Jeeps bis nahe an die
Gipfelregion führen (siehe unten). Wer es auf eigene Faust versuchen will, sollte am
besten die Provinzstraße SP92 nehmen, die von Zafferana Etnea (im Osten)
oder von Nicolosi (im Süden) über unzählige Haarnadelkurven bis zum "Rifugio
Sapienza" auf etwa 2.000 m Höhe führt. Dort kann man eine
Seilbahn nehmen, die bis auf 2.500 Meter führt und ab dort kann es dann zu
Fuß oder
mit geländegängigen Jeeps bis auf etwa 3.000 Meter Höhe weitergehen.
Im Winter ist der Ätna auch eine beliebte Skiregion, mit sehr guten Pisten
und Skistationen, wo auch schon internationale Ski-Wettbewerbe ausgetragen
wurden. Hier können Sie skifahren mit Blick aufs Meer, ein einzigartiges
Erlebnis, das nicht überall geboten wird!
Wo schläft der Kaiser Barbarossa?
Der Ätna hat in allen Epochen Mythen und volkstümliche Sagen inspiriert. In
der griechischen Mythologie wurde er zusammen mit dem Inselvulkan
Stromboli
als Arbeitsstätte der einäugen Kyklopen angesehen, die hier dem Gott
Hephaistos bei seiner Schmiedearbeit halfen. Hephaistos, der als
hässlichster dieser Götter galt, soll jedes Mal, wenn er einen Seitensprung
seiner Gattin Aphrodite vermutete, das Schmiedefeuer so heftig geschürt
haben, dass der Vulkan ausbrach.
Gemäß einer anderen der zahlreichen Geschichten, die sich um den Berg
ranken, soll der Kaiser Barbarossa hier im Vulkan schlafen und auf seine
Wiedererweckung warten. Nach anderen Versionen der gleichen Sage ist es
allerdings der deutsche Berg Kyffhäuser, der seine nur vorüberghehende
Ruhestätte bildet. Andere wiederum sehen nicht Barbarossa (Friedrich I)
sondern seinen Sohn Friedrich II in dieser Rolle, denn dieser hatte Sizilien
und nicht Deutschland als seinen Regierungssitz gewählt...