Am Anfang des 19. Jahrhunderts lebte das damals kaum bekannte Meran in einer
Art Dornröschenschlaf: mit einer glänzenden, aber inzwischen weit
zurückliegenden Vergangenheit und einer Gegenwart, die abseits der wichtigen
Handelswege und ohne jede politische Funktion von grauer Bedeutungslosigkeit
geprägt war.
Im 13. und 14. Jahrhundert war Meran die mächtige
Hauptstadt Tirols
gewesen, die vom Landesfürsten mit zahlreichen Privilegien zur Förderung des
Handels ausgestattet war. Doch die Herrlichkeit dauerte nur ein Jahrhundert,
denn als die Macht in Tirol an die
Habsburger fiel und der Herzog Friedrich
IV. im Jahr 1420 seine Residenz nach
Innsbruck verlegte, fiel Meran in die
Provinzialität zurück. Auch der aufstrebende Handelsplatz
Bozen trug
wesentlich dazu bei, dass Meran mehr und mehr an Einfluss verlor.
Der Tiroler Freiheitskampf am Anfang des 19. Jahrhunderts unter Führung von
Andreas Hofer rückte Meran zum ersten Mal wieder in den Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit. Aber die Freude über den bei Meran erkämpfte Sieg der
Tiroler über Franzosen und Bayern (1809) und die dadurch errungene
Unabhängigkeit war nur von kurzer Dauer.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann schließlich die zweite, glückliche Phase
der Entwicklung der Stadt. Heute ist die in einem Tal gelegene und
von 3.000 m hohen Bergen umgebene
Kurstadt eine der touristischen
Hauptanziehungspunkte Südtirols. Dieses Mal waren es allerdings nicht die Politik
oder der Handel, die das Schicksal von Meran endgültig auf die
Gewinnerstraße führten, sondern das milde Klima der Stadt und die
wunderschöne Natur, die die Stadt umgibt. Meran wurde als
Kurort entdeckt,
besonders für an Lungenkrankheiten Leidende, und unter den ersten Gästen
waren 1843 der
Erzherzog Franz Joseph, der spätere Kaiser, und sein Bruder
Ferdinand. Den Majestäten folgte der Wiener Hof und diesem schließlich alle,
die in Europa Geld, Rang und Namen hatten. Die
Kaiserin Elisabeth (Sisi)
kam hierher, aber auch Künstler und Literaten, wie z.B. die Schriftsteller
Franz Kafka und
Gottfried Benn.
Seitdem ging es mit Meran bergauf. Die Gäste wollten sich allerdings auch
amüsieren, und so folgten den Kureinrichtungen bald
Theater, Spielkasinos,
Pferderennbahnen und
andere Vergnügungsstätten. Die letzte wichtige
Errungenschaft, auf die Meran mit Recht stolz ist, ist die 2005 im Zentrum
der Stadt eröffnete neue
Thermenanlage, die dem Tourismus weiteren
Aufschwung garantierte.
Die herrliche Meran umgebende Natur, das milde mediterrane Klima mit
durchschnittlich 300 Sonnentagen pro Jahr, und die vorbildlichen
touristischen Infrastrukturen machen Meran heute zu einem der wichtigsten
touristischen Anziehungspunkte Südtirols.