Die günstige Lage im
Etschtal, an der für alle Nord-Süd-Reisenden wichtigen
Route zwischen
Verona und dem
Brennerpass gelegen, hat der Stadt schon im
Spätmittelalter zu einigem Wohlstand verholfen. Politisch stand Bozen
jedoch, wenigstens bis 1919, immer im Schatten von Meran und von Innsbruck.
Bis zu jenem Zeitpunkt waren Bozen und der südliche Teil von Tirol zu 95% deutschsprachig. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Italien, das zu den
Siegermächten gehörte, territorial zufrieden gestellt werden und bekam von
Österreich, das den Krieg verloren hatte, Südtirol zugesprochen. Bozen wurde
zur Hauptstadt von Südtirol, aber im Jahr 1922, als in Italien Mussolini an die
Macht kam, begann für die Südtiroler ein Drama. Die Region wurde gewaltsam "italienisiert": Das faschistische Italien vertrieb nicht nur die
deutschsprachigen Südtiroler aus allen wichtigen Positionen der Verwaltung
und des öffentlichen Lebens, auch die Natur musste italienisch werden: jeder
Wald und jeder Bach, jeder Berg und jedes Dorf, jede geographische
Bezeichnung wurde umbenannt und bekam italienische Namen. Jegliche deutsche
Tradition wurde unterdrückt, nichts sollte mehr an eine nicht-italienische
Vergangenheit erinnern. Es war eine harte Erniedrigung, die die
deutschsprachigen Südtiroler nie vergessen haben.
All das gehört heute der Vergangenheit an. Heute ist die Region
Trentino-Südtirol eine wohlhabende Region mit einem Sonderstatus, der eine
weitgehende Autonomie garantiert. Die Provinz Bozen ist zweisprachig, was
auch die Straßenschilder dokumentieren. Nach der
Zeit der
Bomben in den 50er und 60er Jahren, in der die
Extremisten auf deutscher Seite Italien zum Rückzug aus
der Region zwingen wollten, ist wieder Frieden
eingekehrt, auch aufgrund weitgehender finanzieller und politischer Zugeständnisse
des italienischen Staates an die Provinz Bozen.
Den Besucher von heute beeindruckt Bozen vor allem durch die malerischen
Plätze der Altstadt und die eleganten Arkaden und Geschäfte der
Lauben,
des merkantilen Herzens der Stadt. Der Reiz der Stadt ist, dass der
vorherrschende tirolerisch-österreichische Eindruck oft mit einem Hauch von
mediterranem Flair vermischt ist. Bozen ist übrigens die einzige Stadt
Südtirols, in der die italienische Sprachgruppe vorherrschend ist (siehe
oben, unter "Bozen in Kürze").