Die mächtigen venezianischen Stadtmauern, die die Oberstadt umgeben
Foto:
Ago76
Bergamo ist eine zweigeteilte Stadt: der eine Teil, die
Oberstadt (Bergamo
alta), liegt auf einem Hügel, der andere, die Unterstadt (Bergamo bassa), im
Flachland.
Der Doppelcharakter der Stadt manifestiert sich im
modernen Flair der Unterstadt, die sich erst seit Anfang des 19.
Jahrhunderts entwickelte, gegen das sich die
antike
Magie der Oberstadt, des ursprünglichen Kerns von Bargamo, absetzt,
mit ihrem venezianischen Charkter, den Kirchen und mittelalterlichen
Gässchen, den historischen Palästen und den Brunnen, die in eine nie
vergessene Vergangenheit zurückweisen.
Der Ursprung des Namens der
Stadt ist
übrigens germanisch: er geht zurück auf die beiden Bestandteile
Berg und Heim.
Besonders klar wird das, wenn man die dialektale Version des Stadtnamens (Bèrghem) berücksichtigt.
Die Oberstadt wurde im Laufe der Geschichte zunächst
eine römische Stadt
(Municipium), später, nach dem Fall des römischen Reiches, wurde sie zuerst
von den Langobarden und dann von den
Franken erobert. Zwischen
1000und 1300wurde Bergamo
Bischofsstadt und schließlich eine
freie Stadt. Auf diese Zeit
gehen zahlreiche historische Gebäude der Stadt zurück, wie der
Justizpalast
(Palazzo della Ragione) und dieBasilika Santa Maria Maggiore.
Ab dem Jahr 1428 begann
Venedig nach und nach große Teile der Lombardei zu
erobern und so wurde auch Bergamo ein Teil der Republik "Serenissima". Die
Beziehungen zwischen den beiden Städten war sehr eng, was sich auch im
heutigen Stadtbild niedergeschlagen hat: Zwischen 1561 und 1588 wurden die
mächtigen Befestigungsmauern errichtet, die
heute die Oberstadt von der Unterstadt trennt.
Im Jahr 1797 setzte
Napoleon der venezianischen Herrschaft ein Ende,
wurde aber
bereits 1814 wieder von der österreichischen Herrschaft abgelöst, unter der Bergamo an das lombardische Eisenbahnnetz angeschlossen
wurde.
Bergamo - "Citta dei Mille":
"Bèrghem" ist die dialektale Version von Bergamo
Foto:
Goldrian
In Italien kennen alle den Beinamen von Bergamo: Città dei Mille
("Stadt der Tausend", siehe auch das Straßenschild oben).
Dieser Name geht auf das Jahr 1860 zurück, als
Giuseppe Garibaldi
(dessen Portrait man ebenfalls auf dem Straßenschild sehen kann), um den Einigungsprozess Italiens
zu beschleunigen, mit etwa 1000 Freiwilligen, die voller Enthusiasmus,
aber mehr schlecht als recht bewaffnet und ausgerüstet waren, zu einer
tollkühnen Aktion aufbrach, die ihn in die Annalen der Geschichte eingehen
lassen sollte. Er schiffte sich mit seiner kleinen Privatarmee in Genua ein, um in
Sizilien zu landen und von dort Schritt für Schritt Italien von unten nach
oben zu erobern, gegen alle lokalen Widerstände und alle ausländischen
Herrschaftsansprüche. Eine gewagtes Unternehmen, das zwar nur halb gelang, aber
dennoch einen
entscheidenen Beitrag zur Gründung des italienischen Staates
(1861) leistete. Es waren zwar nur 180der 1000
Freiwilligen, die aus Bergamo kamen, aber die Stadt ist natürlich stolz auf
ihren Beinamen Stadt der Tausend.
Die Entstehung der modernen "Unterstadt":
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts begann sich unterhalb der Mauern die
Unterstadt (Bergamo bassa) zu entwickeln, mit neuen Stadtvierteln, die sich
auch heute noch ausdehnen und neuen Infrastrukturen. Die beiden Stadtteile
entwickelten nach und nach ein voneinander unabhängiges Leben und verschiedene
Charakterzüge. Seit 1887 sind sie durch eine
Zahnradbahn miteinander
verbunden, eine der ersten dieser Art in Italien.
Im 20. Jahrhundert dehnte sich die Stadt immer mehr um den Hügel der
Oberstadt herum aus. Wichtig für die Entwicklung der Stadt waren der
Bau der
Autobahn von Venedig nach Mailand, die an Bergamo vorbeiführt, und ein
neues Zentrum mit dem Sentierone, einer Flaniermeile im Zentrum
der Unterstadt.
Dank des internationalen Flughafens Orio al Serioder nur 5 km von der Stadt entfernt ist und der vor
allem durch Billigflieger wie Ryanair bedient wird, ist Bergamo heute
mit praktisch allen europäischen Ländern direkt verbunden.
Was man in Bergamo sehen sollte:
In der Oberstadt:
die venezianischen Stadtmauern (begonnen 1561,
fertiggestellt 1588) die einen Teil der Oberstadt umgeben, sowie die
dazugehörenden Stadttore (S. Agostino, S. Giacomo, S.
Lorenzo, S. Alessandro),
die Piazza Vecchia mit dem
Contarini-Brunnen (1780)
und den Justizpalast ("Palazzo
della Ragione", mit dem venezianischen Löwen), die den alten Stadtkern
darstellten. An der Nordseite des Platzes das weiße Gebäude des
Palazzo
Nuovo, der die
Stadtbibliothek "Angelo Maj" beherbergt, die älteste und
eine der bedeutendsten der Stadt,
die Piazza Duomo, mit dem
Dom, an
dessen Bau auch der Architekt Filarete teilnahm. Die Kathedrale (17.
Jahrhundert) ist dem hl. Alexander geweiht, dem Schutzpatron der Stadt.
die Basilika Santa Maria Maggiore ist wohl das
berühmteste Gebäude der Stadt. Mit dem Bau wurde 1137 begonnen,
fertiggestellt wurde sie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Der
monumentale Eingang ist ein Werk von Giovanni Da Campione.
Neben der Basilika Santa Maria Maggiore steht die
Taufkapelle (1340),
ebenfalls von Giovanni Da Campione. Zuerst befand sie sich im Innern der der
Basilika, dann wurde sie (1898) außerhalb neu aufgestellt.
die Cappella Colleoni (mit dem Grabmal des
venezianischen Generals Colleoni) und den Palast des Bischofssitzes,
ebenfalls am Domplatz,
den Palazzo del Podestà
(12.-15. Jh.); an der Piazza Vecchia, daneben der Stadtturm
Campanone (52 m hoch), das
Symbol der mittelalterlichen Stadt.
dasTeatro Sociale (eröffnet im Jahr 1808); kürzlich nach
langen Restaurierungsarbeiten wieder eröffnet, zwischen der Piazza Vecchia und
der Via Bartolomeo Colleoni gelegen. Das Theater hat ein Fassungsvermögen von
1.300 Personen,
die Cittadella (Festungsanlage innerhalb der Oberstadt);
erbaut noch vor den venezianischen Mauern von der Familie der Visconti aus
Mailand, um die Stadt noch besser vor feindlichen Angriffen zu schützen. Von ihr
ist heute nur eine Platzanlage geblieben.
das Musum Donizetti, im Haus, wo 1848 der große
italienische Komponist Gaetano Donizetti verstarb,
das Geburtshaus von
Gaetano Donizetti,
die Accademia Carrara, mit Werken von Tiziano, Raffaello, Tiepolo,
Mantegna, Bellini, Botticelli, Lotto, Canaletto und Guardi.
das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst "GAMeC" (Galleria d’arte Moderna e Contemporanea)
die Rocca: ursprünglich Ort der römischen Stadtverwaltung, später das Waffenlager
der Stadt; hier gibt es Kanonen, Panzer und andere Waffen zu sehen, vor allem aus
dem ersten Weltkrieges. Im Innern beherbergt sie das Museum der
italienischen Einungsbewegung (Museo del Risorgimento). Von hier aus
hat man auch eine schöne Aussicht auf den nördlichen Teil der Stadt, den man von
den venezianischen Mauern nicht sehen kann.
das Schloss San Vigilio, auf einem Hügel oberhalb von
Bergamo. In einem kleinen Dorf mit antiken Häusern und Villen im Jugendstil
sind die unterirdischen Reste eines antiken Schlosses erhalten.
In der Unterstadt:
das Teatro Donizetti, eröffnet im Jahr 1897.
den Palast der Provinzialverwaltung (Palazzo della Provincia)
die beiden Straßen Via XX Settembre und der sogenannte
Sentierone; diese beiden Straßenzüge bilden seit dem 19.
Jahrhundert das Zentrum der Unterstadt, ideal für Spaziergänge, Shopping und ein
beliebter Treffpunkt der "Bergamaschi" (so heißen die Einwohner der Stadt).
das Tor Porta Nuova, im Herzen der modernen Unterstadt.
Daneben zwei neoklassizistische Gebäude, auch Propyläen genannt, mit den
alten Zahlstellen eines ehemaligen Stadtzolls.
die Piazza Pontida, am Ende der Via XX Settembre, umgeben
von Laubengängen aus dem 15. Jahrhundert. Früher das Zentrum des Dorfes San
Leonardo, heute ein Teil von Bergamo. Von hier aus führte eine Straße zum
Benediktinerkloster von Pontida, daher der Name.
Der Palazzo Nuovo an der Piazza Vecchia, der heute die
Stadtbibliothek beherbergt (Oberstadt)
Foto:
Giorces
Die Taufkapelle neben der Basilika Santa Maria Maggiore (Oberstadt)
Foto:
Paolo da Reggio
Die Allee "Sentierone", beliebt als
Treffpunkt, zum Spazierengehen und Einkaufen (Unterstadt)
Foto:
I Love Bergamo